Kinder & Pferde: „Mama, ich will ein Pony!"
Pferde auf der Bettwäsche, am Schulranzen, auf dem T-Shirt und am Geldbörserl. Im Urlaub wird ständig nach Pferden Ausschau gehalten und irgendwie endet jedes Gespräch beim Thema Pferd. Wenn das auf ihr Kind zutrifft, dann ist der Sprössling sehr wahrscheinlich „pferdenarrisch“. Was auf Anhieb wie eine psychosomatische Krankheit klingt, ist in Wahrheit die pure Faszination für Pferde und den Reitsport. Reiten ist ein wertvolles Hobby für den Nachwuchs, allerdings ist damit auch ein hoher zeitlicher sowie finanzieller Aufwand verbunden. Denn in den meisten Fällen handelt es sich nicht um eine vorübergehende Phase – das Pferd wird zum Mittelpunkt des Lebens.
Erste Schritte im Reitsport
Am Anfang einer Reitkarriere stehen Übungsstunden bei einem geprüften Reitlehrer – pro Einheit ist mit etwa 18,- bis 30,- Euro zu rechnen. Ein eigenes Pferd ist kein Muss, viele Ställe haben Schulpferde, auf denen sie Unterricht anbieten. „Ein gutes Alter, um regelmäßig mit dem Reitsport zu beginnen, ist zwölf Jahre. Bei Kids zwischen sechs und zehn Jahren ist auf Durchhaltevermögen und Reife zu achten. Keineswegs sollte man sie überfordern“, erklärt Sylvia Möschl, geprüfte Reitinstruktorin und Pferdewirtschaftsmeisterin. Der Traum vom Reiten beginnt meist in sehr jungen Jahren. Um den Kids den Umgang mit den Huftieren nahezubringen, bietet sich das Voltigieren an. Dabei handelt es sich um akrobatische Turnübungen auf dem Rücken des Pferdes, wobei man das Tier kennenlernt sowie Körperbeherrschung und Gleichgewicht trainiert.
Ausrüstung: Helm, Stiefel und mehr
Während beim Voltigieren ein Turntrikot und Gymnastikschuhe ausreichen, ist für das Reiten eine umfangreichere Grundausstattung nötig. Zu den Basics gehören Helm, Reitstiefel und elastische Hose. „Ich empfehle vor allem Kindern eine Sicherheitsweste, da sie zusätzlichen Schutz bietet“, erläutert Sylvia Möschl. Kommt es zu einem Sturz, wirkt das mehrlagige Material dämpfend und schützt Brustkorb sowie Wirbelsäule. Ansonsten ist bequeme Sportkleidung am besten für eine Reitstunde geeignet.
Ross & Lehrer
„Welche Pferderasse für Kinder geeignet ist, kann pauschal nicht gesagt werden. Viel wichtiger ist das Temperament des Tieres. Ruhig, ausgeglichen und ausgebildet sollte es sein“, so Sylvia Möschl. Für Kinder um die sechs Jahre kommen Ponys, Haflinger und Isländer infrage, ansonsten sind Körpergröße und Gewicht des Reiters ausschlaggebend – beides sollte in Relation zur Statur des Pferdes stehen. Die Auswahl übernimmt im Normalfall der Reitlehrer, denn er weiß genau, welches Kind zu seinen Pferden passt. Aber auch die Wahl des Reitinstruktors sei wohlüberlegt. Neben Fachwissen sollte er über pädagogische Fähigkeiten verfügen, um Abwechslung in den Unterricht zu bringen und im Laufe der Zeit den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen.
„Mama, ich will ein eigenes Pferd“
Nach einiger Zeit und etlichen Reitstunden wird der Ruf nach einem eigenen Pferd immer lauter. Spätestens jetzt wird es in allen Dimensionen aufwendig und darüber sollten sich Eltern im Klaren sein. Anschaffungskosten, Einstellgebühren, Tierarzt, Hufschmied, Trainerstunden, Ausrüstung – um nur einiges zu nennen. Auch der zeitliche Aufwand ist beträchtlich, da die Eltern mehr oder weniger zum Taxiunternehmen ihrer Kids mutieren. Viele Reitställe sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreichbar und am Wochenende stehen Turniere quer durchs Land auf dem Programm.
Alternative: Reitbeteiligung
Möchte man die Anschaffung eines Rosses noch etwas hinauszögern, bietet sich eine Reitbeteiligung an. Viele Pferdebesitzer haben nicht die Zeit, ihr Tier regelmäßig auszureiten und entsprechend zu pflegen. Aus diesem Grund räumen sie oftmals dritten Personen ein Nutzungsrecht ein. Sattelfeste Jung-Reiter können an vereinbarten Tagen das Pferd reiten sowie pflegen – und der Eigentümer weiß, dass sein Tier ausreichend beschäftigt wird. Preislich ist dabei ungefähr mit 80,– bis 150,– Euro/Monat zu rechnen. Abzuklären bleibt, ob das Pferd versichert ist, wer bei Unfällen für die Arztkosten aufkommt und von wem der Hufschmied zu löhnen ist. Außerdem wichtig: eine Haftpflichtversicherung, falls das Pferd durchgeht und Schaden anrichtet.
Mehr als nur Sport
„Als Reiter muss man Durchhalte- genauso wie Einfühlungsvermögen an den Tag legen. Kinder lernen durch den Umgang mit Pferden Verantwortung für ein anderes Lebewesen zu übernehmen“, informiert Sylvia Möschl. Darüber hinaus wird das Maß an Sensibilität, die Körperbeherrschung sowie das Gleichgewicht des Kindes gestärkt. Außerdem nimmt das Reiten einen großen Teil der Freizeit ein – was in Teenagerjahren von Vorteil sein kann, da das Kind gar keine Zeit hat, um auf dumme Ideen zu kommen.