Was Craft Beer so besonders macht
Unter Bierliebhabern steht nun schon seit mehreren Jahren auch hierzulande das Craft Beer besonders hoch im Kurs. Vor allem aufgrund ihrer starken Ausrichtung nach Werten wie Qualität, Kreativität und Individualität vermag die ihm zugrundeliegende Brauphilosophie auch immer mehr Traditionalisten für sich einzunehmen und somit das Bierangebot um einige innovative Geschmacksfacetten zu bereichern.
Amerikanische Wurzeln
Seine Geburtsstunde erlebte das Craft Beer in den 1950er Jahren in den Vereinigten Staaten von Amerika. Dort teilten sich zu dieser Zeit lediglich drei große Braukonzerne den Markt untereinander auf und überschwemmten ihn mit einem möglichst billig produzierten, massentauglichen Lagerbier. Ein Zwang zur (qualitativen) Weiterentwicklung bestand für die Biergiganten nicht, da ihnen ein Gesetz aus der Prohibitionszeit die Konkurrenz vom Leib hielt. Heimgebrautes Bier durfte demnach nur zu Hause konsumiert und nicht zum Verkauf angeboten werden. Erst als der damalige Präsident und Bierenthusiast Jimmy Carter 1978 das Heimbrau-Verbot aufhob, kam auch die breite Öffentlichkeit in den Genuss der spannenden Kreationen der unabhängigen Bierbrauer, wodurch zudem ein gewaltige Welle an Brauereigründungen ins Rollen kam.
Definition über Qualität
Aufgrund dieser US-zentrierten Entstehungsgeschichte existiert auch nur in den Vereinigen Staaten eine eindeutige Craft Beer-Definition: Craft-Brauereien dürfen maximal 7 Millionen Hektoliter Bier pro Jahr ausstoßen, sich zu nicht mehr als 25 Prozent in der Hand eines Getränkegroßkonzerns befinden und das Beimengen von künstlichen Aromen im Zuge ihrer Herstellung ist strengstens verboten. Da diese Kriterien für den deutlich kleineren österreichischen Markt wenig praktikabel sind, fällt in unseren Breiten häufig der Begriff Kreativbier. Und als solches zeichnet es sich vor allem dadurch aus, dass es altbewährte Brautraditionen neu auslegt und somit eine bunte Vielfalt an Sorten sowie Geschmäckern hervorbringt. Darüber hinaus legen die Craft Beer-Brauer einen besonderen Wert auf qualitativ hochwertige, natürliche Zutaten und eigenwillige Geschmacksrichtungen, die sich vom Mainstream abheben. Ein möglichst persönlicher Kontakt zu den Kunden ist ihnen ebenfalls wichtig.
Anspruchsvoll
Dieser deutlich höhere Anspruch spiegelt sich auch im Brauprozess sowie der Genusskultur wider: Craft Beer ist keine Fließbandware und wir daher nicht kistenweise, sondern in oftmals kunstvoll gestalteten Einzelflaschen verkauft. Ferner kommen bei seiner Produktion ausschließlich besonders aromareicher Hopfen sowie exzellente Malze, Hefen und Gewürze zum Einsatz. Konsequenterweise wird Craft Beer daher auch bewusst verkostet und nicht gedankenlos in sich hineingeschüttet.
Heimische Größen
Drei Namen, die in der österreichischen Craft Beer-Szene regelmäßig für Furore sorgen, sind die Brauereien Loncium in Kötschach-Mauthen (Kärnten), Gusswerk in Hof (Salzburg) sowie Schloss Eggenberg in Vorchdorf (Oberösterreich). Ihre Kreationen repräsentieren die gesamte Bandbreite der virtuosen Handwerkskunst, die für die Herstellung eines einzigartigen Craft Beers unverzichtbar ist, sowie den nie ermüden wollenden Schöpfergeist, der beständig neue Sorten erschafft. So verfeinern etwa Noten von Karamellbonbon, Banane oder Kaffee die Indian Pale Ales und Stouts aus dem Hause Loncium, während das Samichlaus-Bier von Schloss Eggenberg in gebrauchten Barriquefässern reift und das Stout „Die alte Kuh“ aus dem Gusswerk einen eleganten Sherry-Geschmack aufweist.