Anregend: Düfte für die Seele
Wer wünscht es sich nicht: Zuhause angekommen, verrät einem im Idealfall allein der Duft, dass man nun in seiner Wohlfühlatmosphäre ist. Das liegt daran, dass wir mit Gerüchen bestimmte Emotionen verbinden, die in uns positive oder negative Gefühle auslösen. Genau diese Fähigkeit hat sich die Aromatherapie zunutze gemacht. Menschen in schwierigen Lebenssituationen, überhäuft vom Alltagsstress oder krank, kann dadurch zu Ruhe, Optimismus und ähnlichen Emotionen verholfen werden.
Je nach Duftreiz werden sogenannte Botenstoffe freigesetzt, die unsere Beschwerden lindern oder Gefühle beeinflussen können. Innerhalb von 7 bis 15 Minuten entfaltet sich die Wirkung im Körper und hält zwischen 30 Minuten und bis zu vier Stunden an. Zu unterschätzen ist die Wirkung von Düften nicht, denn ein Tropfen entspricht etwa einem Eimer der gewissen Heilpflanze. Es gilt also „weniger ist mehr“, denn Überdosierung führt nicht zu mehr Wirkung.
Kleine Alltagshelden
Die bekannteste Verwendung von ätherischen Ölen ist die Verdampfung in einer Duftlampe. Mittlerweile haben schon viele ein solches Gerät in den eigenen vier Wänden, um sich damit einen wohligen Duft im Zuhause zu zaubern. Auch bei Massagen und Bädern greifen viele gerne auf verschiedenste Öle zurück. In der Küche werden Kräuter, bewusst oder unbewusst, in fast jedem Essen verwendet, wo sie ihre Wirkung entfalten: Oregano, Thymian und Co. wirken verdauungsanregend, antibakteriell und entzündungshemmend. Damit nutzen viele tagtäglich die Stärke der Natur, ohne es dabei wirklich zu bemerken. Kräuter gehören mittlerweile zum alltäglichen Leben und unseren Routinen dazu.
Kein neuer Trend
Seit Jahrtausenden wird in unterschiedlichsten Kulturen auf der ganzen Welt ätherischen Ölen eine große Bedeutung zugesagt. Zu rituellen oder heilenden Zwecken wurden die Öle bereits von Ägyptern, Griechen und auch von Chinesen und Indern eingesetzt. Die Energie der Pflanzen ist damit schon sehr lange bekannt und keine neue Entdeckung.
Positive Veränderung
Wohlfühlbehandlungen lässt sich jeder gerne gefallen, doch oft hält die Erholung nicht lange an. Wer sich das Gefühl mit nach Hause nehmen will, kann zu einem professionellen Aromapraktiker gehen. Dieser stellt ein individuelles Package aus Düften zusammen, die den Gefühlszustand durch die enthaltenen Aromen dauerhaft – nicht nur wenige Stunden – verbessern soll. Dadurch kann man die Düfte und deren Wirkung auf Dauer in seinen Alltag integrieren.
Ein Duft muss gefallen
Aromapraktiker empfehlen, bei der Auswahl ätherischer Öle auf sich selbst zu hören. Alles, was für einen nicht angenehm duftet, sollte man nicht verwenden. Zur Grundausstattung gehören aufheiternde Zitrusdüfte wie Zitrone oder Orange, wohltuende Blütendüfte wie Lavendel oder Rose, aufbauende Kräuter wie Eukalyptus oder Rosmarin sowie kräftigende Wurzeln und Harze wie Tanne und Weihrauch. Wir haben bei Aromapraktikerin Ingrid Karner nachgefragt, wie die Auswahl der Düfte funktioniert und wie lange eine aromatherapeutische Anwendung dauert.
weekend.at: Frau Karner, wie sind Sie auf die Aromatherapie gestoßen?
Ingrid Karner: Schon meine Mutter hat uns Kinder damals gerne mit Kräutern behandelt. Das Vertrauen in die Wirkung von Pflanzen ist mir damit schon in die Wiege gelegt worden. Als ich mit meiner Tochter schwanger geworden bin, wurde ich sehr ängstlich in Bezug auf Krankheiten. Darum habe ich mich dazu entschlossen, mich mit der Wirkung von pflanzlichen Stoffen zu beschäftigen, da ich nicht wegen Kleinigkeiten sofort zum Arzt gehen wollte. Aus diesem Interesse folgte eine Ausbildung nach der anderen.
weekend.at: Was fasziniert Sie besonders an Ihrer Arbeit?
Ingrid Karner: Ich heile keine Krankheiten und bin keine Therapeutin, aber ich begleite Menschen, die in schwierigen Lebenssituationen sind. Ich versuche, pflanzliche Mischungen für sie zusammenzustellen, deren Duft in ihnen die positiven Dinge des Lebens in Erinnerung ruft. Mit Düften kann man schöne Momente hervorrufen und dadurch das subjektive Wohlbefinden steigern.
weekend.at: Ist jeder Duft für jeden geeignet?
Ingrid Karner: Wichtig ist, dass der Duft einem gefällt, ansonsten wird es der Person nicht helfen – im Gegenteil. Ich nenne ein Beispiel: Wenn ich Kopfschmerzen habe und zu Pfefferminzöl greife, dann hat das eine pharmazeutische Wirkung. Die enthaltenen Hauptwirkstoffe führen nachweislich zu einer Schmerzstillung. Gleichzeitig aktiviere ich das Belohnungszentrum in meinem Kopf und löse somit eine positive Stimmung aus, sofern ich den Duft mag. Mag jemand grundsätzlich den Geruch von Pfefferminze nicht, wird es zu keiner Verbesserung des Zustandes kommen. Die Person wird an etwas Unangenehmes erinnert und ihr wird vermutlich übel. Außerdem sollten die Inhaltsstoffe beachtet werden. Gewisse Öle eignen sich nämlich nicht bei Krankheiten wie Epilepsie oder Asthma. Aufpassen sollte man auch bei einer Schwangerschaft.
weekend.at: Wie lange dauert eine aromatherapeutische Anwendung?
Ingrid Karner: Grundsätzlich sollte sie nicht länger als drei Monate andauern. Wenn ich merke, dass ich wieder mehr Kraft habe und das Positive sehe, dann lösen sich viele Probleme von allein. Aromatherapie ist wie eine Art Kur anzusehen. Anschließend kann man natürlich weiterhin Duftlampen verwenden– nötig sollte es aber nicht mehr sein.