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Frisur, Bluse, Bleistiftrock – alles sitzt perfekt. Das vermittelt Autorität und Kompetenz
Frisur, Bluse, Bleistiftrock – alles sitzt perfekt. Das vermittelt Autorität und Kompetenz
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Der ideale Karriere-Look: Der Style der Macht

10.09.2015 um 12:50, Weekend Online
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Eiserne Lady, Eiskönigin oder Mode-Muffel: Welches Outfit braucht es, um ganz nach oben zu kommen? Wir zeigen die besten Looks erfolgreicher Damen. Plus: Angezogen ohne anzüglich zu wirken: die subtile Sexyness der Claire Underwood.

Wollen Sie hoch hinaus, an die Spitze eines Unternehmens? Streben Sie die Weltherrschaft an? Dann riskieren Sie mal einen Blick in den Spiegel! Kein Scherz. Klar kommt es auf sogenannte Hard Skills – schwer erarbeitete Fähigkeiten, Kompetenzen und Fachwissen – an. Aber nicht nur. Ein wesentlicher Faktor auf dem Weg nach oben ist die Optik. Dabei geht es nicht um „klassisch schön“: Angela Merkel führt seit Jahren die Forbes-Liste der mächtigsten Frauen der Welt an. Als modisches Vorbild oder gar Stilikone gilt sie bei Weitem nicht. Doch sogar von der deutschen Kanzlerin kann man sich in Sachen Stil einiges abschauen. Es geht aber auch chicer nach oben.

Auch im femininen Shift-Kleid und mit Perlenkette wirkt Claire alles andere als weibchenhaft

Eiskalter Engel und Stil-Expertin

Sie ist eine Erscheinung, kühl, elegant, rundum perfekt: Wenn Robin Wright als Claire Underwood in der Netflix-Erfolgsproduktion „House of Cards“ (in Österreich zu sehen bei Sky Atlantic HD) den Raum betritt, sind alle Augen auf sie gerichtet. Auf immer mörderisch hohen Designer-Stilettos schreitet sie an ihr Ziel, die Haltung angespannt, den Kopf erhoben, völlig ihrer Ausstrahlung bewusst. Die Kleider und Kostüme, die sie trägt, passen wie angegossen. Die Schnitte: klassisch. Die Farben: gedeckt. Kein Bling-Bling, wenn Schmuck, dann kleine Diamantenstecker oder eine kurze Perlenkette. Der freche Pixie ist immer akkurat geschnitten. Hosenanzüge wären zur Kurzhaar-Frisur zu maskulin. Ihre Outfits brauchen keine lauten Farben, ihr Stil funktioniert in Beige, Grau, Weiß, Dunkelblau perfekt. Klassisch, elegant, mit subtiler Erotik. Ein Look, der von Tausenden von Frauen weltweit kopiert wird. Claire Underwood scheint in Sachen Power-Style alles richtig zu machen. Doch wie sieht es in der Realität aus?

Der Stil der First Ladies

Michelle Obama, Ehefrau des mächtigsten Mannes der Welt und alles andere als ein graues Mäuschen, bricht mit einigen bisher geltenden Dresscodes: bunte Farben, wilde Muster, ärmellose, kurze Kleider. Es unterstreicht ihren Typ, doch früher wäre es undenkbar gewesen, bei offiziellen Auftritten die kalte Schulter zu zeigen. Auch für die First Lady. Eine ihrer Vorgängerinnen strebt aktuell selbst das oberste Amt der USA an: Hillary Clinton zeigt sich im Wahlkampf stets in unifarbigen Anzügen. Sie weiß sehr wohl um die Wirkung von Power-Dressing – und um das mediale Interesse: „Ich bereise 112 Länder, und immer ging es nur um meinen Haargummi.“

Frisur vor Kompetenz?

Männer haben es in vielen Aspekten des Lebens leichter. Auch beim Business- Outfit. Anzug, geputzte Schuhe, sauberes weißes Hemd, je nach Anlass Krawatte. Fertig. Bei Frauen wird viel genauer hingeschaut. Sobald eine Politikerin im Hohen Haus das Wort ergreift, wird analysiert: Was hat sie an? Sitzt die Frisur? Viele Fettnäpfchen lauern. Nicht zu sexy, nicht zu männlich, nicht zu schrill, aber auch nicht zu fad. Nicht zu exzentrisch, aber auch nicht zu angepasst. Der Weg nach oben ist voller potenzieller modischer Fauxpas. Doch können wir mit unserer Kleidung tatsächlich den Aufstieg beeinflussen?

Persönlichkeit

Wichtigste Regel für ein gekonntes ­Power-Dressing: nicht verkleiden, sondern die Persönlichkeit unterstreichen. „Mutti Merkel“ wäre im Chanel-Kostümchen wahrscheinlich nie an die Spitze der CDU gekommen: Passt einfach nicht zu ihr. Ihre Garderobe von geschätzten zwanzig Jäckchen in verschiedenen Farben – alle gleicher, unkapriziöser Schnitt – kombiniert zu klassischen Hosen – geht fast immer. Und mit Stil-Ikonen wie Anna Wintour oder Herzogin Kate hat sie mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick vermuten lässt: Wie die Vogue-Chef­redakteurin scheint sie „ihr“ Paar Lebens-Schuhe bereits gefunden zu haben und wechselt diese nur äußerst selten. Mit der zukünftigen Königin der Briten teilt Merkel ihr vorbildliches Fashion-Recycling. Modeinteresse? Gleich null. Trotzdem hat sie ihren unverkennbaren Stil.

Das Präsidentenpaar aus „House of Cards“: unnahbar, kühl, aber ­perfekt gestylt

Weniger ist mehr, mehr ist zu viel

Wie steht es um den Stil der heimischen Politikerinnen? Innenministerin Johanna Mikl-Leitner stellt ihr Mode-Interesse am deutlichsten zur Schau. Ihre Outfits sind oft ausgefallen – aber nicht immer angemessen. „Kein männlicher Minister würde in einer Jeansjacke zum ZiB 2-Interview erscheinen“, analysiert Stil-Expertin Elisabeth Motsch. Generell gilt: Wenn alle Herren Anzug tragen, komme ich als Frau nicht in der Lederjacke. Riesige Statement-Ketten, die mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen als die politische Aussage, sind ebenfalls nicht optimal.

Codes beachten und nutzen

Der Dresscode, der in gehobenen Geschäftsfeldern und auf dem Polit-Parkett gilt, ist einfach und streng. Die Falle, in die viele Frauen mit Aufstiegswunsch tappen: Sie ziehen sich an wie die Assistentin des Chefs. Ganz falsch – wer für die Handlangerin gehalten wird, kommt schwer auf die oberste Ebene. Designer Georgio Armani, Meister in Sachen Business-Mode, sagte einmal: „Kleide dich nicht für den Job, den du hast, sondern für den, den du willst.“ Wer Ambitionen hat, kann das ruhig zeigen.

Claire stöckelt in Louboutins an die Macht. Und zieht die rich­tigen Fäden für ihren Mann

Tückische No-Gos

Man muss nicht zwingend Röcke tragen wie Mrs. Underwood. Doch wer beruflich mit Männern zu tun hat, sollte auch bei Hosen auf die Länge achten, um für voll genommen zu werden. „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass eine 7/8-Hose für Männer kein Kleidungsstück ist“, so Motsch. Röcke reichen bis zum Knie. Sabine Kaufmann-Mayer, Inhaberin der Imageagentur iStyle (www.istyle- imageagentur.com), ergänzt: „Bei Kundenkontakt sind Strümpfe auch im Sommer Pflicht. Männer tragen ja auch lange Anzughosen.“ Ärmellose Kleider ohne Jacke sind ebenso ein No-Go: Nackte Schultern machen angreifbar. Der Blazer wirkt als Rüstung, der die Kompetenz unterstreicht.

Stil-Arbeit

Das richtige Outfit zum richtigen Anlass zu finden ist harte Arbeit. Oberstes Credo: Das Ziel vor Augen. Wer in der Riege der grauen Anzugträger herausstechen will, kann ein rotes Kostüm tragen. Beim Team-Meeting hingegen steht Angepasstheit im Vordergrund. Frauen dürfen ihre weibliche Seite ruhig unterstreichen. Wie stark, hängt vom Gegenüber ab. Da ist Taktik gefragt. Aber die schadet in Wirtschaft und Politik generell nicht.

Alle Themen finden Sie in der aktuellen Ausgabe.

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