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Aufnahme bei Nacht. Jugendliche und junge Männer schwenken ausgelassen türkische Fahnen und hissen Transparente mit Erdogans Porträt.
Zahlreiche Fans des türkischen Präsidenten feierten Erdogans Wahlsieg.
Zahlreiche Fans des türkischen Präsidenten feierten Erdogans Wahlsieg.
SAMUEL WINTER / APA / picturedesk.com

Ausnahmezustand: Erdogan-Fans legen Teile Wiens lahm

29.05.2023 um 08:39, Stefanie Hermann
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Allahu-akbar und Wolfsgruß: Hunderte Erdogan-Anhänger feierten in Wien Favoriten den Wahlsieg. Die Hintergründe sorgen in der Stadt für heftige Beunruhigung.

Sonntagabend wurde Recep Tayyip Erdogan im zweiten Wahlgang als Präsident der Türkei wiedergewählt. In der Stichwahl setzte er sich mit 57,7 Prozent gegen seinen Konkurrenten Kemal Kılıçdaroğlu durch. Nach aktuellen Hochrechnungen wählten ihn in Österreich sogar bis zu 74 Prozent der rund 108.000 Stimmberechtigten - offizielle Zahlen von Seiten der Wahlbehörde gibt es noch nicht. Die Freudenfeiern zu Erdoğans Sieg fielen in Österreich teils besorgniserregend heftig aus.

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Ausnahmzustand im 11. Bezirk

Lautes Hupkonzert, dröhnende Musik, türkische Fahnen und politische Banner: Im Wiener Bezirk Favoriten versammelten sich am Sonntagabend spontan tausende Menschen am Reumannplatz, um den Sieg zu feiern. Die Massenveranstaltung wurde durch einen Aufruf auf der Social-Media-Plattform TikTok ausgelöst, der jedoch kurz darauf gelöscht wurde. Jubelnde Menschen und Autokorsos führten zeitweise zu einer vollständigen Lahmlegung des Bezirks. Laut Polizei gab es keine besonderen Vorkommnisse.

Kritik von Blau bis Grün

Die Feierlichkeiten haben erneut Fragen zur Integration und zum Zugehörigkeitsgefühl in den sozialen Medien aufgeworfen. Der Wiener FPÖ-Chef fand besonders deutliche Worte: "Alle Erdogan-Fans sollten ihren Führer in der Türkei bejubeln. Geht nach Hause!" Doch nicht nur in rechten Kreisen wird die Debatte aktuell intensiv geführt. Diskussionen und Kritik kommen aus allen politischen Lagern. "Von Demokratie, Grundrechten und Rechtsstaatlichkeit profitieren, aber gleichzeitig für die Verfolgung Andersdenkender, Rechtsextremismus und Ausgrenzung in der Türkei stimmen, zeugt von einem verdrehten Verständnis von Demokratie", erklärte die türkischstämmige Grüne Nationalratsabgeordnete Berîvan Aslan auf Twitter. "Sie gefährden nicht nur unser Leben, sondern normalisieren auch den islamistischen Rechtsextremismus, indem sie ihn akzeptabel machen. Das führt zum Aufstieg rechter Politik in Europa, schwächt das Zugehörigkeitsgefühl der Türkeistämmigen weiter und unterstützt Erdogan."

Wolfsgruß und Allahu akbar

Dass mehrfach der Ruf "Allahu-akbar" (Gott ist groß) zu hören war, gießt bei Kritikern zusätzlich Öl ins Feuer. Die eigentlich harmlose und alltäglich verwendete Redewendung wird in den vergangenen Jahren vor allem in der nicht-muslimischen Bevölkerung verstärkt mit Bedrohung und Terrorismus assoziiert. Der Ruf an sich ist nicht politisch und auch nicht verboten. Anders verhält es sich jedoch mit dem mehrfach gesichteten Wolfgruß. Diese Geste wird dem islamistischen und nationalistischen Lager zugeordnet. In Österreich ist das Handzeichen seit 2019 verboten und ein Verstoß kann mit einer Geldstrafe von 4.000 bis 10.000 Euro geahndet werden.

UPDATE: Polizei ermittelt

Mittlerweile hat sich die Polizei mit einem ausführlicherem Statement zu Wort gemeldet. Ab 20 Uhr 30 wurde der Einsatz aufgenommen, ab halb 12 habe sich die Lage beruhigt. Gesichert wurde gefährdete Objekte wie Einkaufszentren und Botschaften. Hauptaufgabe sei allerdings gewesen, zu verhindern, dass sich die Versammlung in Bewegung setzt. Die Landesverkehrspolizei ist unterdessen gegen die sich bildenden Autokorsos vorgegangen. Zum Wolfsgruß sichtet die Polizei aktuell Foto- und Video Material. Einige Anzeigen sind bereits eingegangen, weitere sind möglich. Die Polizei ermittelt. 

Hinweis: Dieser Artikel wurde zuletzt am 29.05.2023 um 11:00 bearbeitet. Eine frühere Version spricht von "einigen tausend" teilnehmen Menschen. Die Zahl wurde mittlerweile nach offiziellen Angaben der Polizei auf "einige hundert" korrigiert.

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