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Vier Wespen fliegen in ihr Nest.
Bis zu drei Prozent der Bevölkerung reagieren allergisch auf Wespenstiche.
Bis zu drei Prozent der Bevölkerung reagieren allergisch auf Wespenstiche.
iStock.com/Daisy-Daisy

Wespen-Plage: Gefährliche Stiche nehmen zu

02.08.2024 um 11:48, Simone Reitmeier
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Heuer sind viele Wespen unterwegs, die Einsatzzahlen wegen Insektenstichen haben sich vervierfacht. Bei einem allergischen Schock besteht akute Lebensgefahr.

Die Kindergeburtstagsparty ist in vollem Gange – Süßigkeiten, Würstel und Säfte schmecken den Kleinen besonders gut. Ein ungebetener Gast macht der Feierlaune jedoch häufig einen Strich durch die Rechnung: Wespen. Heuer tummeln sich besonders viele der kleinen Biester. Dank vieler warmer Tage im Frühjahr konnten sie sich gut vermehren. Das macht sich auch an den Einsatzzahlen bemerkbar.

Viermal so viele Stich-Notrufe

Im Vergleich zum Vorjahr sind beim Roten Kreuz (RK) in Salzburg heuer viermal so viele Notrufe wegen Insektenstichen (Bienen, Wespen und Hornissen) eingegangen. Von 1. Mai bis 24. Juli sind die Sanitäter bereits 51-mal (2023: 13-mal) ausgerückt, um schmerzhafte Stiche zu behandeln. Bei 19 Einsätzen handelte es sich um eine lebensbedrohliche Situation, die einen Notarzt erforderte, informiert Roberta Thanner vom RK Salzburg.

Ähnlich wie bei Menschen bedeutet Hitze auch für Pflanzen und Insekten mehr Stress, erläutert Christian Posch, Vorstand der dermatologischen Abteilungen in den Kliniken Hietzing und Landstraße des Wiener Gesundheitsverbundes. "Auch Insekten verändern ihr Verhalten bei großer Hitze und reagieren verstärkt auf äußere Reize, wie zum Beispiel das Wegwischen und den Versuch, ein Insekt zu vertreiben. Das kann auch zu mehr Bienen- bzw. Wespenstichen führen", so der Experte.

Eine Wespe sticht gerade in die Haut eines Menschen.
Im Gegensatz zu Bienen können Wespen mehrfach zustechen.

55 Menschen durch Stiche gestorben

In den vergangenen zehn Jahren sind laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) österreichweit insgesamt 55 Menschen durch Stiche von Wespen, Bienen und Hornissen gestorben. Die meisten davon in Niederösterreich (16), gefolgt von der Steiermark (10). Dazu kommen 11.778 Personen, die aufgrund von Insektenstichen stationär behandelt werden mussten – das sind fast 1.200 pro Jahr. Fast immer ist eine allergische Reaktion der Hintergrund.

Worst Case: Allergischer Schock

"Man nimmt an, dass 0,5 bis 3 Prozent der Bevölkerung allergisch auf einen Bienen- oder Wespenstich reagieren", informiert Christian Posch gegenüber weekend. Das Spektrum der Reaktionen sei dabei breit und reiche von heftigen Schwellungen, Rötungen, Überwärmung und Schmerzen bis zu systemischen Beschwerden wie Atemnot, Kreislaufproblemen und Schock. "In Österreich sterben drei bis vier Menschen jedes Jahr an den Folgen eines solchen allergischen Schocks", so Posch. Laut Rotkreuz-Notarzt Prof. Dr. Dominik Roth reagieren etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung mit schweren allergischen Reaktionen. "In absoluten Zahlen sind in Österreich etwa 300.000 Menschen betroffen. Und diese Gruppe wird größer, weil Allergien im Steigen begriffen sind." Treten Symptome wie Nesselausschlag oder Juckreiz am ganzen Körper auf, deutet das auf eine Allergie hin. In diesem Fall ist sofort der Notruf zu tätigen.

Jemand verabreicht sich selbst einen EpiPen.
Mit einem EpiPen wird ein akuter allergischer Schock behandelt.

Vorsorge für den Notfall

Kommt es zu einem Stich und einer allergischen Reaktion, sollte die Person flach mit angehobenen Beinen gelagert und die Kleidung gelockert werden. Ist eine Allergie bereits bekannt, ist es ratsam, immer ein Notfall-Set dabeizuhaben, das Kortison- und Antihistamin-Tabletten sowie einen Adrenalin-Pen enthält.

Vorsicht gilt insbesondere bei Getränken und Essen! Beides sollte nicht zu lange ohne Abdeckung im Freien stehen gelassen werden. Vor allem bei zuckerhaltigen Drinks in Dosen oder Flaschen ist die Gefahr groß, dass sich Wespen hineinverirren und beim Trinken verschluckt werden. Außerdem gilt: Keine hektischen Bewegungen, wenn man von einem Insekt umkreist wird, damit es nicht in Notwehr zusticht. Schützen können außerdem Fliegengitter, festes Schuhwerk sowie das Meiden von Mistkübeln im Freien. Letztere umkreisen Wespen besonders gern.

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