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Ein Weißer Hai im Meer.
Weiße Haie im Mittelmeer werden bis zu sieben Meter lang.
Weiße Haie im Mittelmeer werden bis zu sieben Meter lang.
iStock.com/Nautilus Creative

Mittelmeer: Der Weiße Hai schwimmt unter uns

07.11.2024 um 11:30, Simone Reitmeier
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Forscher haben DNA-Spuren von Weißen Haien im Mittelmeer gefunden. Trotz guter Verstecke: Der imposante Meeresbewohner ist noch da – aber wie lange?

In den Tiefen des Pazifiks oder im wilden Atlantik vermutet man den Weißen Hai am ehesten. Dass sich der gefürchtete Raubfisch auch im Mittelmeer tummelt, dürften die wenigsten Badetouristen auf dem Schirm haben. Das ist auch nicht weiter schlimm, denn nur noch äußerst wenige können sich dort behaupten. Wo sie sich verstecken, wollte ein Forscherteam der US-Universität Virginia Tech in Blacksburg nun herausfinden und hat sich auf die Suche nach dem Weißen Hai im Mittelmeer gemacht. Und wurde fündig…

Bis zu 7 Meter lang

Weiße Haie im Mittelmeer sind im Laufe der Geschichte zwar immer nur sporadisch, aber regelmäßig gesichtet worden. Die Tiere gehören einer genetisch eigenständigen Population an und zählen laut der Weltnaturschutzunion IUCN zu einer vom Aussterben bedrohten Art. Etwa 250 Exemplare soll es noch geben, über ihre Lebensweise weiß die Wissenschaft bis heute nur sehr wenig. Laut den Forschern sollen sie zu den größten Haien der Welt gehören und eine Länge von bis zu sieben Metern erreichen – leicht zu übersehen sind sie also nicht. Ihre Verstecke sind dennoch gut.

Kinderstube für Haie

Das Team rund um Francesco Ferretti hat insgesamt drei Jahre (2021–2023) lang nach den Tieren gesucht und versucht, die Population zu beziffern. Nach vorangegangenen Raumanalysen kristallisierte sich schließlich die „Straße von Sizilien“ (eine Meerenge zwischen Sizilien und Tunesien) als saisonaler Hotspot für das Vorkommen der Weißen Haie im Mittelmeer heraus. Vermutet wird, dass es sich um eine Kinderstube für junge Haie handelt. Die dort ebenfalls vorkommenden Thunfische dienen außerdem als wichtige Beutequelle. Für die Studie wurden unter anderem Wasserproben für DNA-Analysen, Unterwasserkameras sowie Lockstoffe (Blut, Öl und Fischstücke) eingesetzt.

Karte, auf der die Meerenge "Straße von Sizilien" zwischen Sizilien und Tunesienzu sehen ist.
"Straße von Sizilien": Eine Meerenge zwischen Sizilien und Tunesien.

DNA nachgewiesen

Gesehen haben die Forscher all die Jahre keinen einzigen Weißen Hai, wohl aber deren DNA im Wasser nachgewiesen. Bei 5 von insgesamt 159 Proben konnte so das Vorhandensein der Meeresräuber bestätigt werden. Demnach dürften sie an den Pantelleria-Bänken, am nördlichen und südlichen Ende von Lampedusa sowie rund um die Ägidischen Inseln herumgetrieben haben. Das Anliegen der Gruppe ist nun, diese Population vom Aussterben zu bewahren. „Weiße Haie leben immer noch im Mittelmeer, aber wir wissen nicht, wie viele es noch gibt, wo und ob sie das ganze Jahr über vorkommen“, heißt es in dem im Fachjournal Frontiers in Marine Science veröffentlichten Artikel. Es sei unerlässlich, in einer ihrer letzten Hochburgen im Mittelmeer (Tunesien) ein gezieltes Überwachungsprogramm zu entwickeln.

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