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Ein gequälter Schäferhund beim Schutzhundetraining.
Das Schutzhundetraining ist seit Jahren umstritten.
Das Schutzhundetraining ist seit Jahren umstritten.
iStock.com/Sansargo

Video: Grausame Tierquälerei auf Hundeabrichteplatz

23.11.2023 um 16:48, Simone Reitmeier
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Dem Tierschutzverein Pfotenhilfe wurde ein Video zugespielt, das zeigt, wie Hunde gequält und gezwungen werden, Menschen zu beißen.

Ein herzzerreißendes Winseln des Hundes ist zu hören. Die vermeintliche Besitzerin reißt brutal an der Leine.  Der Grund: Das Tier soll zubeißen – möchte das aber offensichtlich nicht. Der Verein Pfotenhilfe hat ein Video veröffentlicht, auf dem zu sehen ist, wie ein Hund gequält und scharf gemacht wird.

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Grausames Training

Ein weiteres "Training" ist auf dem Video zu sehen. Ein Hundeführer versucht, einen Hund dazu zu bringen, ihn zu beißen, immer und immer wieder – mit Erfolg. Auch dieses Tier jault verzweifelt auf.  "Ich bin sprachlos. Das durchdringende, verzweifelte und angsterfüllte Weinen des Hundes ist kaum zu ertragen", sagt Jürgen Stadler von Pfotenhilfe. Aufgenommen wurde das Video auf einem Trainingsplatz in Graz, der auf der Website des Österreichischen Kynologenverbandes (ÖKV) gelistet ist. Laut einem Zeugen werden die Hunde außerhalb des Trainings illegal in dunklen Boxen im Keller "gelagert".

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Forderung nach Einstellung

Der Tierschutzexperte und ehemalige Amtstierarzt Prof. Dr. Rudolf Winkelmayer verurteilt die gezeigten Methoden und fordert eine sofortige Einstellung dieser Praktiken. "Eine tierschutzgerechte, zeitgemäße Hundeausbildung hat mit viel Empathie und auf Basis aktueller verhaltensbiologischer Erkenntnisse zu erfolgen", erklärt Winkelmayer. Davon ist im Video nichts zu sehen.

Tierquäler angezeigt

Verantwortlich für die Tierquälerei ist laut Stadler eine private Sicherheitsfirma, die bereits angezeigt wurde. Über den Stand des Verfahrens sei aufgrund der Amtsverschwiegenheit nichts bekannt.

Wer bisher noch die Schutzbehauptungen aufgestellt hat, dass so eine Beißabrichtung nur ein Beutespiel sei und Hunden Spaß mache, muss spätestens jetzt eingestehen, dass solche Methoden absolut untragbar sind. Wenn sich der ÖKV davon nicht distanziert, disqualifiziert er sich endgültig selbst.

Jürgen Stadler, Verein Pfotenhilfe

Scharfmachen ist zu nicht rechtfertigen

Insbesondere durch die jüngsten Ereignisse gewinnt dieser Fall zusätzlich an Brisanz. Jener American Staffordshire Terrier, der in Narrn eine Joggerin totgebissen hat, soll ein derartiges "Schutzhundetraining" durchlaufen haben. Tierschutzminister Rauch hat sich bereits Anfang November gegen das Scharfmachen von Hunden und bestimmte Methoden, die unter dem Deckmantel der Hundeerziehung praktiziert werden, ausgesprochen.

Ausdrücklich verboten werden sollen der problematische Teil der klassischen Schutzhundeausbildung und das im Schutzanzug ausgeübte 'Mondioring'. Diese Art der Ausbildung hat in der privaten Hundehaltung absolut nichts verloren.

Johannes Rauch (Grüne), Tierschutzminister

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