Steinbichler: "Kaufen Sie keinen Spargel aus Peru"
Der Vollblut-Landwirt und ehemalige Nationalratsabgeordnete (er saß bis 2017 für das Team Stronach im Parlament) hat jetzt ein Buch geschrieben. Unter dem Titel "Wir füttern die falschen Kühe" zeigt er auf, wo in der Landwirtschaft die Fäden zusammenlaufen, wer die Profiteure des Systems sind und wie man eine lebenswerte Zukunft mit fairen Preisen, hochwertiger Nahrung und echtem Tierwohl schaffen kann.
weekend.at Zuletzt gab es in Österreich große Aufregung bezüglich der Hühnerhaltung in Betrieben, die über das AMA Gütesiegel verfügen. Kann sich der Konsument auf Gütesiegel noch verlassen?
Leo Steinbichler: Es gibt derzeit über 140 verschiedene Lebensmittelsiegel. Kein Wunder, dass der Konsument verwirrt ist. Eine klare, nachvollziehbare Lebensmittel-Herkunfts-Kennzeichnung ist daher unverzichtbar. Wo Österreich draufsteht, muss auch Österreich drin sein.
weekend.at Wie soll der Konsument agieren, um sich bezüglich dem Tierwohl abzusichern? Komplett auf Fleisch verzichten?
Leo Steinbichler: Fleisch ist ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Wir sollten aber dringend unsere Ernährungsgewohnheiten umstellen und nicht nur Edelteile (Filet, Steaks, usw..) konsumieren, sondern auch traditionelle Speisen wie Bratknödel, Leberknödel und Blutwurst auf den Teller bringen. Die Verwertung aller Teile ist wichtig. Und besonders abzulehnen sind Schlachttierimporte. Dass Rinder, Schweine und Hühner vom Ausland nach Österreich gefahren werden und im Schlachthof mit dem AT-Stempel gekennzeichnet werden, muss unterbunden werden.
weekend.at Wie kann ein faires System für Bauern und Konsumenten aussehen?
Leo Steinbichler: Möglichst direkte Vertriebswege und eine gelebte, ehrliche Partnerschaft.
weekend.at Wie kann ein Weg aus dem System stattfinden?
Leo Steinbichler: Es gibt nichts Idealeres als „Regional und Saisonal“. Die richtigen Produkte zur richtigen Zeit am richtigen Ort kaufen. Spargel aus Spanien oder Peru zählen z.B. nicht dazu!
weekend.at Welche Handhabe hat der Konsument gerade in Großstädten, wo direkt ab Hof zu kaufen fast unmöglich ist?
Leo Steinbichler: Konsumenten können neue Vertriebswege und Einrichtungen unterstützen und dort auch kaufen. Sie könnten zum Beispiel Lieferdienste von bäuerlichen Erzeugergemeinschaften nutzen.