28-Euro-Schnitzel: Kalkulation ist eine "Verarsche"
Der Salzburger Gastronom und Ex-NEOS-Politiker Sepp Schellhorn löste vor wenigen Tagen mit seiner Schnitzel-Kalkulation eine heftige Debatte aus: Wie viel darf ein Schnitzel kosten und sind die heimischen Wirte zu gierig?
28-Euro-Schnitzel: Die Kalkulation
Bei Sepp Schellhorn kostet ein Kalbsschnitzel mit Erdäpfel 28 Euro. Davon übrig bleiben würde dem Restaurantbesitzer laut eigener Aussage lediglich ein Euro. Die aufgeschlüsselte Kalkulation sieht wie folgt aus:
In einem TV-Interview sagt Schellhorn, dass alle Zutaten im Schnitt um 15 Prozent teurer geworden seien. Wirte, die ihr Schweineschnitzel um weniger als 15 Euro verkaufen, sollen laut Schellhorn "den Kunden lieber einen Euro geben, damit er mit dem öffentlichen Verkehr zum nächsten Wirt fahren kann". Das sei rein wirtschaftlich rentabler.
Preise für Waren stimmen nicht
Diese Aussagen sorgen für reichlich Zündstoff an Stammtischen sowie in sozialen Netzwerken. Viele Menschen zeigen sich empört, wie Schellhorn auf diese Zahlen kommt. weekend.at hat bei Mario Pulker, WKO-Spartenobmann der Gastronomie nachgefragt, ob dieser Preis für ein Schnitzel gerechtfertigt ist. "Grundsätzlich ist es einem selbst überlassen, was man für ein Schnitzel verlangt. Solange die Gäste zahlen …", so Pulker. Für die Kalkulation müsse man den Standort eines Restaurants, die Pacht, laufende Kosten und vieles mehr einkalkulieren. Ein Einheitspreis ist somit nicht möglich. Der WKO-Obmann stimmt mit Schellhorn zwar überein, dass ein Schnitzel unter 15 Euro nicht kostendeckend ist. Jene Kalkulation von Sepp Schellhorn sei laut Pulker allerdings auch nicht ganz richtig.
130 Gramm-Schnitzel ist "Schmäh-Paket"
Laut Pulker fühlen sich von Schellhorns Kalkulation nicht nur Gäste, sondern die gesamte Branche verarscht.
Pulker betreibt ein 4-Sterne-Restaurant in der Wachau und weiß, dass es für ein Schnitzel keine zwei Eier braucht und ein Ei um die 30 Cent kostet – und nicht einen Euro. Er selbst verkauft sein Kalbsschnitzel mit Beilage um 24,50 Euro – und verdient daran sehr wohl etwas. Außerdem findet er ein 130-Gramm-Schnitzel ein Schmäh-Paket.
Branche war zu günstig
Wirtshäusern und Restaurants fällt aktuell ein Problem auf den Kopf, dass schon lange bekannt ist: Speisen und Getränke wurden hierzulande in der Vergangenheit immer zu günstig angeboten. "Qualitativ hochwertiges Essen ist im Ausland viel teurer als in Österreich. Egal, wohin man blickt", so Pulker. Mit stetig steigenden Energie-, Lebensmittel- und Personalkosten müssen Wirte ihre Preise nun kräftig anheben. Und das würden viele Österreicher in ohnehin sehr teuren Zeiten nicht akzeptieren und lieber daheimbleiben. Dazu komme, dass sich die Konkurrenz verdoppelt hat: Vor 30 Jahren gab es in etwa 30.000 Betriebe, nun sind es schon 60.000. "Künftig werden viele Wirtshäuser aufgrund der hohen Preise zusperren müssen", so Pulkers düstere Prognose.