Phänomen Powerfrau: Idole mag man eben?
Powerfrau, (die), Substantiv, ist laut Duden eine "tüchtige Frau voll Kraft und Stärke". Gibt man den Begriff in eine Bilddatenbank ein, spuckt diese Bilder von Businessfrauen in Bluse aus. Fest steht, der Powerfrau zollt man Respekt, sie ist ein Idol. Doch das kann sich schnell ändern, sobald sie etwas macht oder sagt, das mit gesellschaftlichen Erwartungen nicht d’accord geht. Gerade von Frauen, die im Rampenlicht stehen, wird eine Vorbildwirkung erwartet. Ob prominent oder nicht – wie sich Frauen verhalten, wird grundsätzlich kommentiert. Hinzu kommt eine große Portion Sexismus, mit der jede Frau quasi täglich konfrontiert wird. Sehen wir uns mal an, wie berühmte Ladys damit umgehen.
Berühmtheit schützt nicht
Die mit Abstand präsenteste Frau aktuell ist ganz klar Taylor Swift. Sie bricht sämtliche Rekorde. Noch keiner Person in der gesamten Musikgeschichte ist es zuvor gelungen, so viele AMAs abzustauben. Ihr Erfolg und ihre Beliebtheit gründen aber wohl nicht "nur" auf ihrer Musik. Es sind die Botschaften in ihren selbst geschriebenen Songs und ihr offenes Bekenntnis pro Feminismus und Diversität. Doch ob Star oder nicht, kurz vor ihrem 30. Geburtstag vor vier Jahren bekam auch Taylor Swift bei einem Interview die Frage, die wohl jede kinderlose Frau in dem Alter gestellt bekommt: Ob es denn nicht an der Zeit sei, Kinder zu bekommen. Für ihre Reaktion wurde sie (nicht nur) von ihren zahlreichen Fans gefeiert: "Ich glaube wirklich nicht, dass Männern diese Frage gestellt wird, wenn sie 30 werden. Ich werde das jetzt also nicht beantworten."
Die "ideale Feministin"
Die deutsche Rapperin Shirin David durfte sich bei der letzten "Wetten dass..?"-Show von Thomas Gottschalk unter anderem anhören: "Die Feministin hätte ich dir gar nicht angesehen." Die spitzen Bemerkungen des Showmaster-Urgesteins lächelte sie nicht unkommentiert weg, sie konterte: „Als Feministin können wir gut aussehen. Und wir können klug, eloquent und wunderschön sein. Das eine schließt das andere nicht aus.“ Emma Watson, die seit 2014 UN-Sonderbotschafterin für Frauen- und Mädchenrechte ist, ließ sich 2017 bei einem Fotoshooting für ein Magazin freizügig ablichten. Die Reaktion? Sie wurde von genau den Frauen, für die sie sich als Feministin stets einsetzt, als Heuchlerin und Verräterin beschimpft. Watsons Antwort: Im Feminismus gehe es ihrer Meinung nach darum, den Frauen eine Wahl zu geben – um Freiheit, Befreiung und Gleichberechtigung.
Die Krux mit der Vorbildwirkung
Werfen wir einen Blick auf Langzeit-Prominente wie Angelina Jolie. Früher stand sie im Verruf, weil sie sich öffentlich zu Sado-Maso-Praktiken bekannte, sie galt als Vorzeige-Bad Girl und seit Lara Croft sowieso als Sexsymbol. Seit vielen Jahren ist die sechsfache Mutter, Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin vor allem für ihren Einsatz für Menschen in Krisengebieten bekannt. Dabei engagiert sie sich bereits seit Tomb Raider-Zeiten intensiv. Sie besucht häufig arme Regionen und hat 2001 erstmals eine Million US Dollar für afghanische Flüchtlinge in Pakistan gespendet. Apropos Power: 80 Prozent ihrer Stunts macht Jolie selber.
Stereotype und Rollenbilder
Denkt man an Hollywoods einflussreichste Frauen, tauchen die Gesichter von Julia Roberts, Margot Robbie, Jennifer Lopez oder Scarlett Johannson auf. Doch weit mehr "Macht" haben die Gesichter hinter den Filmen. Sie entscheiden, wie Frauen in Filmen dargestellt werden. Von Bridget Jones über Erin Brockovich bis Anastasia Steele. Erinnern Sie sich an Elle Woods (Natürlich Blond)? Reese Whiterspoon bezeichnet sie stolz als "Rolle ihres Lebens". 2006, fünf Jahre später, erhielt sie für ihre Verkörperung als June Carter in "Walk The Line" einen Oscar. Danach gab es ihrer Meinung nach kaum noch ansprechende Rollen für Frauen in Hollywood. Also gründete sie ihre eigene Produktionsfirma. Mit erfolgreichen Blockbustern wie "Wild" oder "Gone Girl" und Serien wie "Big Little Lies" zeigt sie der Branche, wie wichtig vielfältige Frauenrollen sind. In ihren Produktionen wirken Hollywoodgrößen wie Meryl Streep oder Nicole Kidman mit.
Alle Frauen sichtbar machen
Ob vor der Kamera oder dahinter: Nach wie vor sind an einem Film mehr Männer als Frauen beteiligt. Laut einer US-Studie spielten Männer 2021 doppelt so oft Hauptrollen wie Frauen in Hollywood. Waren Regie oder Drehbuch in weiblicher Hand, wurden deutlich mehr Frauen im Film sichtbar. Ob alleinerziehende Mutter, Unternehmerin oder Abenteurerin – jede Frau sollte gesehen, akzeptiert und respektiert werden und nicht nur am 8. März, dem Weltfrauentag, gefeiert werden.
Die tägliche Dosis Ungleichheit
Ja, die Powerfrau hat viele Gesichter. Aber ist nun die 08/15-Single-Frau, die täglich in einem 08/15-Job arbeitet, 08/15-Hobbys nachgeht und deren einzige wirkliche Verpflichtung darin liegt, sich um ihre Katze zu kümmern, keine Powerfrau? Klar! Schon allein deshalb, weil sie den Alltag meistert, die tägliche Dosis Sexismus. Dazu gehören Grenzverletzungen, Machtmissbrauch, Mansplaining oder weniger Gehalt im Vergleich zu männlichen Kollegen. Ach ja, aber sexuell sollte sie sich nicht zu sehr ausleben und wenn, darf SIE sich um die Verhütung kümmern. Eh klar. Oder?
Zahlen und Fakten
45 Tage haben Frauen in Österreich seit Jahresbeginn „gratis“ gearbeitet (Equal Pay Day am 14. Februar). Durchschnittlich liegt die Einkommensdifferenz zu Männern bei 12,4 Prozent für Vollzeitarbeit.
337 Frauen sind unter den 2.640 Milliardären weltweit, ein Anteil von 13 Prozent. Unter den 100 reichsten Österreichern finden sich 12 Frauen.
73 Prozent der Frauen mit Kindern unter 15 Jahren in Österreich arbeiteten 2022 in Teilzeit, hingegen nur 8,3 Prozent der Männer.
1.192 Euro beträgt die durchschnittliche Alterspension von Frauen, die von Männern liegt bei 1.917 Euro. (Stand Dezember 2022)
3 Stunden und 7 Minuten verbringen Frauen und Mädchen ab 10 Jahren täglich mit Hausarbeit, Männer und Buben hingegen 1 Stunde, 54 Minuten.
Zwei Drittel der Kinderbetreuung übernimmt bei einem Elternpaar die Frau.
736.613 Frauen in Österreich haben sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Das ist mehr als jede vierte Frau (26,59%), die erwerbstätig war.
Österreich belegt im Gender Gap Report 2023 (Geschlechtergleichstellung weltweit) unter 146 Ländern den 47. Platz, im Jahr davor war es noch Rang 21.