SOS: "Notruf aus den Alpen" benötigt Erste Hilfe
Die alpine Infrastruktur braucht erste Hilfe, um die Betreuung und Öffnung von 272 Schutzhütten und rund 50.000 Kilometern Wanderwege aufrechterhalten zu können. Nur ein finanzielles Rettungspaket in der Höhe von 95 Mio. Euro kann den alpinen Vereinen Österreichs die Bedingungen schaffen, um Schutzhütten und Wanderwege für alle Erholungssuchenden am Berg weiterhin zu bewahren. Mit diesem dringenden Appell wendet sich der Verband der alpinen Vereine Österreichs gemeinsam mit seinen drei größten Mitgliedsvereinen, dem Österreichischen Alpenverein, den Naturfreunden Österreich und dem Österreichischen Touristenklub, an die Öffentlichkeit und die Bundesregierung. Gleichzeitig wurde eine Unterschriften-Kampagne gestartet, die bei über 906.000 Mitgliedern eigentlich locker die Millionen-Marke stürmen sollte. Dem ist aber nicht so – per 15. Juli waren es lediglich knappe 27.000 Unterschriften. Unter www.notruf-aus-den-alpen.at kann jede und jeder seine Unterstützung leisten.
Langsames Hüttensterben
Drei bis vier Hütten pro Jahr können im Durchschnitt von den alpinen Vereinen nicht mehr weitergeführt werden. Auch einzelne Wege werden gesperrt und aufgelassen: Gerald Dunkel-Schwarzenberger zeigt sich als Präsident des Verbands alpiner Vereine betroffen: „Alpine Hütten und Wege erfüllen nicht nur eine Schutzfunktion, sie sind ein Identitätsmerkmal Österreichs und spielen eine wichtige Rolle in der regionalen Wertschöpfung.“
Jetzt Schutzhütten retten!
Schutzhütten bieten Erholungssuchenden am Berg eine Sicherheit, sind ein Fundament des Tourismus und Meldestellen für alpine Notfälle. 429 Hütten, Häuser und Biwaks sind Teil der alpinen Vereine, davon 272 Schutzhütten in alpiner Lage. Nahezu keine Hütte kann die Instandhaltungskosten trotz bestehender Förderungen aus dem laufenden Hüttenbetrieb finanzieren. Daher ist es jetzt an der Zeit für einen Notruf aus den Alpen: Retten wir gemeinsam unsere Schutzhütten!
Klimakrise setzt der Infrastruktur zu
Rund 50.000 Kilometer an Wegen werden von Österreichs alpinen Vereinen instandgehalten und sind das wesentliche Fundament der Besucherlenkung des bewanderbaren Österreichs. Ehrenamtliche markieren und beschildern dabei die Wege und Steige. Die Haftungen der Wegehalter werden immer umfangreicher. Gleichzeitig nehmen Hangrutschungen, Felsstürze und Sturmschäden infolge der Klimakrise zu. Es gibt daher immer mehr zu tun. Die Vereine sind auf Mitgliedsbeiträge, Spenden und Zuschüsse der öffentlichen Hand angewiesen, um das Wegenetz für alle Erholungssuchenden am Berg aufrechtzuerhalten. "Allein im Alpenverein sind über 1.000 ehrenamtliche Personen im Einsatz, um das Wegenetz für die Allgemeinheit in Schuss zu halten. Dafür bringen sie jedes Jahr tausende ehrenamtliche Arbeitsstunden auf, und dieser Aufwand steigt aufgrund der zunehmenden Extremwetterereignisse ständig an", betont Alpenvereinspräsident Wolfgang Schnabl.
Erschwerte Bedingungen
Die Folgen der Klimakrise sind besonders im Gebirge stark zu spüren. Günter Abraham, Geschäftsführer der Naturfreunde Österreich, beschreibt die Situation eindrücklich: "In den nächsten Jahrzehnten werden durch den Klimawandel große Herausforderungen auf uns zukommen. Neben sozialen Problemen wie Hunger oder Armut sind wir mit den zerstörerischen Auswirkungen auf die Natur und Umwelt in unseren Bergen konfrontiert."
Behörden legen Steine in den Weg
Was in dieser Petition allerdings nicht ausgesprochen ist, hängt wie ein Damoklesschwert über alle alpinen Vereine und deren Schutzhütten: die behördlichen Auflagen! "Unsere Schutzhütten sind im Regelfall über 100 Jahre alt, natürlich gewachsen und immer wieder erweitert. Dennoch werden diese der 4-Sterne-Gastronomie gleichgestellt und damit werden nicht nur die Hütten, sondern auch die alpinen Vereine in ihrer Existenz bedroht", so ein langjähriger Sektionsobmann.
Jetzt unterschreiben
Dass Mitgliederzahlen, Anzahl der Schutzhütten und betreute Wege sehr unverhältnismäßig verteilt sind, müssen die alpinen Vereine untereinander ausmachen. So z.B. betreut der Alpenverein pro Mitglied 36,25 m Wanderweg, die Naturfreunde 43,05 m Wanderweg, aber der Österreichische Touristenklub unglaubliche 691,88 m. Nichtsdestotrotz ist es ein gemeinsames Anliegen aller alpinen Vereine, dass der Notruf aus den Alpen gehört wird. Dazu sollten auch die kleineren Alpenvereine, beginnend mit Ö.T.K., Österreichischer Alpenklub oder Alpine Gesellschaft Preintaler, die Mobilisierung unterstützen. Was zumindest auf deren Homepage bislang nicht geschehen ist.