Herbstlohnrunde: Pflegekräfte fordern deutlich mehr Gehalt
Nachdem die Metaller vergangene Woche die Herbstlohnrunde gestartet haben, haben nun auch die Sozialpartner des privaten Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereichs ihre Forderungen veröffentlicht. Die Kollektivvertragsverhandlungen haben gestern begonnen.
Forderung: 15 Prozent mehr Geld
Die Gewerkschaften GPA und vida fordern eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 15 Prozent, mindestens aber 400 Euro. GPA-Verhandlerin Eva Scherz verweist auf den verpfuschten Pflegezuschuss bzw. die Entlastungswoche sowie die ausständige Pflegereform: "Während sich die Bundesregierung immer auf die Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialbereich verlassen konnte, konnten sich die Beschäftigten nicht auf die Regierung verlassen". Nun sei es an der Zeit, dass sich Arbeitgeber über die Bundesländer und den Finanzausgleich Geld holen, um ihre Beschäftigten "endlich besser" bezahlen zu können. "Jetzt ist es Zeit, dass diese Leistungen honoriert werden", so Scherz weiter.
Enger Verhandlungsspielraum
Aus Sicht des Arbeitgeberverbandes Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) sei das aber "sicher nicht realisierbar". SWÖ-Geschäftsführer Walter Marschitz sieht den Auftakt als durchaus konstruktiv, der Verhandlungsspielraum über die Inflationsabgeltung von 8,8 Prozent hinaus sei aber äußerst eng. Ziel sei ein Abschluss, der die Versorgung im Sozial- und Gesundheitsbereich nicht gefährdet. "Wir werden in den nächsten zwei Wochen die Forderungen der Gewerkschaften entsprechend bewerten und danach in die konkreten Verhandlungen einsteigen", resümiert Marschitz, der eine Erhöhung des Mindestlohns von 1.893,20 Euro auf 2.000 Euro in Aussicht stellt. Der nächste Verhandlungstermin ist für den 17. Oktober 2023 angesetzt.
130.000 Beschäftigte betroffen
Vom Kollektivvertrag Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) werden rund 130.000 Beschäftigte erfasst. Über 70 Prozent davon sind Frauen, die Teilzeitquote liegt ebenfalls bei etwa 70 Prozent. Besonders hoch ist der Frauenanteil im mobilen Bereich, wo die Teilzeitquote bei circa 90 Prozent liegt. Vollzeitstellen sind hier die Ausnahme. Daher sind diese Personen laut Gewerkschaften von der aktuellen Teuerung besonders betroffen. Michaela Guglberger (vida) ergänzt: "Das Medianeinkommen liegt in der Branche 22 Prozent unter dem Medianeinkommen aller Wirtschaftsklassen. Nur durch eine Attraktivierung kann der massive Personalmangel bekämpft werden", informiert Guglberger.