Google Maps: Gut gehütete Geheimnisse
Der Militärexperte Jeffrey Lewis konnte anhand von Google Maps am 22. Februar 2022 den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine beobachten – und zwar als einer der Ersten. Wie das geht? Google trackt die Bewegungen von Smartphones und deren Nutzer. Geraten sie ins Stocken, meldet der Dienst Maps einen Stau. Genau das war in dieser Nacht um 03.15 Uhr vor der ukrainischen Grenze der Fall – ein eher ungewöhnliches Ereignis. Der Amerikaner verglich die Echtzeit-Verkehrsdaten mit Satellitenaufnahmen der russischen Truppen und leitete daraus den unmittelbar bevorstehenden Einmarsch der Russen in die Ukraine ab.
Ukraine: Keine Live-Daten auf Maps
Google hat daraufhin „den Großteil der geschäftlichen Aktivitäten in Russland pausiert“ und prompt Live-Informationen über Verkehr und stark frequentierte Orte in der Ukraine eingestellt. Denn auch Russland könnte die Dienste dafür nutzen, um Truppenbewegungen der Ukrainer und Fluchtrouten auszuspähen. Stützpunkte, Flughäfen und andere Einrichtungen der russischen Armee sind hingegen gestochen scharf sichtbar – obwohl Militärbasen von Google in der Regel verpixelt werden.
According @googlemaps, there is a "traffic jam" at 3:15 in the morning on the road from Belgorod, Russia to the Ukrainian border. It starts *exactly* where we saw a Russian formation of armor and IFV/APCs show up yesterday.
— Dr. Jeffrey Lewis (@ArmsControlWonk) February 24, 2022
Someone's on the move. pic.twitter.com/BYyc5YZsWL
„Zusehen“ verboten
Das Google Informationen bewusst zurückhält, ist kein Einzelfall. Bestimmte Orte sind weder auf Maps noch auf Earth einsehbar und für die Öffentlichkeit quasi gesperrt. Diese Flächen sind entweder verpixelt, geblurrt oder komplett zensiert. Dazu zählen beispielsweise Kernkraftwerke und Militäranlagen, die Ziele von Terroranschlägen sein könnten. In manchen Fällen wurde der Online-Gigant von den betreffenden Staaten explizit dazu aufgefordert.
Frankreich: Nuklearanlage
Wie die Nuklearanlage CEA Marcoule nördlich von Avignon wirklich aussieht, kann man anhand von Google Maps nur erahnen. Das gesamte Areal der kerntechnischen Anlage ist auf den Satellitenbildern stark verpixelt. Die Zweigstelle des Kommissariats für Atomenergie und alternative Energie ist laut Google aufgrund von Forschungszwecken unkenntlich. Das gleiche gilt für die nukleare Wiederaufbereitungsanlage in La Hague im Nordwesten des Landes.
USA: Alien-Forschung
Geht es um die Suche nach außerirdischem Leben, lässt sich die USA nicht gerne in die Karten schauen. Das ist mitunter ein Grund, warum die mysteriöse Area 51 in der Wüste Nevadas auf Google Maps lediglich ein weißer Fleck ist. Auf dem militärischen Sperrgebiet der United States Airforce soll an Aliens und UFO geforscht werden. Auch jegliche Waffensysteme der Amerikaner – darunter Atombomben – werden hier getestet.
Frankreich: U-Boot-Kommunikation
Bei Rosnay befindet sich ein Längstwellensender, dessen Antenne von mehreren 350 Meter hohen Sendemasten getragen wird. Betrieben wird die Anlage von der französischen Marine, um Befehle an untergetauchte U-Boote zu übermitteln. Bei Google erkennt man lediglich eine kreisähnliche Fläche, die stark verpixelt ist.
Sibirien: Mysteriöse Insel
Was genau sich auf der östlichsten De-Long-Insel Jeannette Island befindet, kann man via Google nicht erkennen – die Insel ist ein schwarzer Punkt. Zoomt man hinein, wird ein Großteil der Fläche weiß-grau. Gewollt ist das vermutlich nicht, wahrscheinlich handelt es sich um einen Programmfehler.
Spanien: Vor Spähern geschützt
Vom Militärstützpunkt der spanischen Armee in Almería/Andalusien ist nicht viel mehr als ein verschwommenes Quadrat zu erkennen. Was sich darunter verbirgt, ist unklar. Vermutlich handelt es sich um den Sitz der Sozialversicherung der spanischen Streitkräfte.
Griechenland: Pixelhaufen in Athen
Sieht man sich die griechische Hauptstadt Athen auf Google Earth genauer an, ist man plötzlich mit einer großen, stark verpixelten Fläche konfrontiert. Dabei handelt es sich um die Ayioi Anargyroi Militärbasis, die aus Sicherheitsgründen vor neugierigen Augen geschützt ist.
Polen: Geheimes Training
Wenn die polnische Spezialeinheit (Wojska Specjalne) übt, sind unbefugte Zuseher nicht erwünscht. Daher ist das Trainingsareal in Krakau bei Google komplett verschwommen, die Umgebung ist hingegen bis ins Detail zu erkennen.
Israel: Komplett unscharf
Ob Gazastreifen, Tel Aviv oder die Klagemauer in Jerusalem – in Israel sind weite Teile des Landes auf Maps und Earth unscharf und schlecht aufgelöst. Genaue Strukturen sind nur schwer zu erkennen. Switched man jedoch auf Google Street View, bekommt man von einigen Gebieten gestochen scharfe Standbilder.
Färöer-Inseln: Weiße Flecken
Wenig bis gar nichts erkennt man auf den Faröer-Inseln, die autonomer Bestandteil und eine wichtige strategische Position des Königreichs Dänemark sind. Ob absichtlich zensiert oder aufgrund von Fehlern, ist öffentlich nicht bekannt.