Gefährliche Kinderkrankheiten auf dem Vormarsch
In ganz Österreich erkranken immer mehr Kinder und Erwachsene an Masern und Keuchhusten. Auch in Salzburg, wo sich binnen eines Jahres die schweren Masernfälle, die in den SALK stationär behandelt werden mussten, verdoppelt haben. Aus 17 stationären Aufnahmen im Jahr 2023 wurden 34 im Jahr 2024. Beim Keuchhusten war der Anstieg noch gravierender: von 14 Spitalsaufenthalten im Jahr 2023 stieg die Zahl 2024 auf 64. Die Zahlen mögen noch relativ niedrig erscheinen, aber die Gesundheitsbehörden sind dennoch alarmiert.
Ernsthafte Erkrankungen
Beide Krankheiten darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. So können Masern zu ernsthaften und lebensbedrohlichen Komplikationen wie Lungenentzündung und Enzephalitis führen. Keuchhusten kann in eine Lungenentzündung übergehen, Krampfanfälle auslösen und in seltenen Fällen sogar tödlich sein. Für ungeimpfte Kleinkinder ist die Krankheit besonders gefährlich. Wir haben mit Landessanitätsdirektorin Petra Gruber-Juhasz über den beunruhigenden Trend gesprochen.
Auffrischungsimpfungen werden vergessen
Wie erklären Sie sich die Zunahme von Masern und Keuchhustenerkrankungen?
Petra Gruber-Juhasz: Die Fallzahlen waren während der COVID-Pandemie außergewöhnlich niedrig. Es gab weniger soziale Kontakte und auch die Maßnahmen zum Schutz vor respiratorischen Krankheiten wurden von vielen Menschen gut eingehalten. Dadurch konnten auch so ansteckende Erkrankungen wie Masern und Keuchhusten deutlich dezimiert werden. Seit 2023 ist bei beiden Erkrankungen wieder ein sehr starker Anstieg zu verzeichnen.
Die Durchimpfungsrate dieser leicht auszurottenden Krankheiten sinkt – wo steht sie derzeit?
Petra Gruber-Juhasz: Wir sehen für die Keuchhustenimpfung, welche in Kombinationsimpfungen angeboten wird, eine ca. 80prozentige Durchimpfung für die Grundimmunisierung, allerdings wird leider oft darauf vergessen, sich die erforderlichen regelmäßigen Auffrischungsimpfungen, auch noch im Erwachsenenalter, zu holen. Für Masern benötigen wir eine 95-prozentige Durchimpfung der Bevölkerung, damit das Masernvirus keine Chance mehr hat. Dieser Wert wird leider noch immer deutlich unterschritten.
Gibt es neben der Impf-Unlust von Eltern noch andere Ursachen für das Mehr an Masern- und Keuchhustenerkrankungen?
Petra Gruber-Juhasz: Problematisch ist weniger die Impfmüdigkeit der jungen Eltern, viel mehr Sorgen macht mir, dass die Bevölkerung die sogenannten „Kinderkrankheiten“ unterschätzt und im Erwachsenenalter darauf vergessen wird, sich regelmäßige Auffrischungsimpfungen zu holen oder individuelle Impflücken schließen zu lassen.