Frontlinie: Augenzeuge berichtet aus der Ukraine
Die österreichische Nachbar in Not Organisation Hilfswerk International bietet in Kinderräumen dringend benötigte psychologische Hilfe und unterstützt auch Erwachsene mit professioneller Betreuung. Nothilfekoordinator Heinz Wegerer:
Psyche leidet
Eine aktuelle Studie des in Kiew ansässigen Forschungsinstitutes Gradus zeigt, dass immer mehr Menschen in der Ukraine psychologische Unterstützung benötigen.
Helfer unter Beschuss
Das deckt sich mit den aktuellen Beobachtungen von Hilfswerk International Nothilfekoordinator Heinz Wegerer. Seit zwei Wochen ist er in der Ukraine und besucht die Hilfswerk International Projekte an der Frontlinie. Seit 14 Tagen und 14 Nächten erlebt er beinahe dauerhaften, dröhnenden Luftalarm, massiven Beschuss und muss regelmäßig Schutzkeller aufsuchen.
Alltag an der Frontlinie
Die Menschen in den Hilfswerk International Projektregionen im Osten und Südosten der Ukraine, in Nikopol und Kharkiv, erzählen Wegerer von ihren vielfältigen Problemen. Diese reichen von der Trauer um Angehörige und Freunde über die ständige Angst um Leib und Leben, die geschlossenen Schulklassen, den fehlenden Sozialkontakt, die Perspektivlosigkeit bis hin zu ökonomischen Herausforderungen.
Kaum Hilfsangebote
All das führt zu unbeschreiblichen Schwierigkeiten. Ausreichende Angebote an psychologischer Hilfe fehlen jedoch. Insbesondere entlang der Frontlinie gibt es viel zu wenig niederschwellige Angebote, die die Bevölkerung in Anspruch nehmen kann.
Ein paar Stunden Freude
Das Hilfswerk International bietet in Kinderräumen in Nikopol und Kharkiv dringend benötigte psychologische Unterstützung. Die Aktivitäten reichen von Kunst- und Theaterangeboten, Bastelstunden, Yoga und Gesangsaktivitäten bis hin zu psychologischer Beratung und Unterstützung. Die Kinder schätzen den Austausch mit Gleichaltrigen. Es hilft ihnen, den Krieg für ein paar Stunden zu vergessen
Gespräch mit Danylo
Danylo ist 8 Jahre alt und lebt in Kharkiv. Vor dem Krieg war Fußball sein größtes Hobby. Jeden Tag traf er sich draußen mit Freunden, um Fußball zu spielen. Eines Tages schlug eine Rakete direkt in seinem Kinderzimmer ein.
Die Trauer der Waisen
Die Geschichte von Danylo ist nur eine von vielen, die Heinz Wegerer bei seiner Projektreise hört. "Kinder haben einen oder beide Elternteile verloren. Diese Trauer zusätzlich zu geschlossenen Schulen, zerbombten Kinderzimmern und einem dauerhaften Angstzustand führt zu massiven psychologischen Herausforderungen. Jeder Mensch reagiert anders. In unseren Kinderräumen hören wir von Kindern, die aufhören zu sprechen, mit 12 Jahren wieder Bettnässen, sich isolieren oder zu stottern beginnen.“