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Ein kleiner Bub liegt im Spital, jemand hält seine Hand.
Der Bub ist nicht gegen Diphtherie geimpft.
Der Bub ist nicht gegen Diphtherie geimpft.
iStock.com/kdshutterman

Diphtherie-Ausbruch: Ungeimpfter Bub kämpft ums Überleben

16.10.2024 um 12:01, Simone Reitmeier
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An einer Waldorfschule in Deutschland ist ein 10-Jähriger schwer an Diphtherie erkrankt. Der Bub ist ungeimpft und muss invasiv beatmet werden.

Im deutschen Landkreis Havelland in Brandenburg ist ein 10-jähriger Schüler einer Waldorfschule an Diphtherie erkrankt, berichtet unter anderem der Spiegel. Das Kind sei ungeimpft und befinde sich in einem kritischen Zustand.

Verdacht auf Diphtherie

Zunächst wurde der 10-Jährige aufgrund einer akuten Entzündung der Rachenmandeln in einem Krankenhaus in Brandenburg behandelt, berichtet die Märkische Allgemeine. Dort habe sich der Verdacht erhärtet, der Bub könnte an einer respiratorischen Diphtherie leiden. Eine Laboruntersuchung bestätigte diese Vermutung.

Bub wird invasiv beatmet

Aufgrund seines sich verschlechternden Zustandes wurde das Kind schnellstmöglich in eine Berliner Klinik verlegt. Dort muss der Bub mittlerweile invasiv beatmet werden. Wo sich der 10-Jährige infiziert hat, ist offenbar noch unklar. Kinder seiner Klasse wurden vorsorglich mehrere Tage lang vom Unterricht befreit, Kontaktpersonen aus seinem Umfeld prophylaktisch mit Antibiotika behandelt.

Weiterer Krankheitsfall

Das Gesundheitsamt im Havelland hat eigenen Angaben zufolge umgehend „Ermittlungen und Maßnahmen zum Schutz der engen Kontaktpersonen im privaten und schulischen Umfeld“ des Jungen eingeleitet. Offenbar gibt es bereits eine weitere Infektion. Da es sich um eine geimpfte Person handelt, sei der Verlauf jedoch deutlich milder.

Diphtherie in Österreich

Einst war die Diphtherie als "Würgeengel der Kinder" bekannt. In den 1910er-Jahren wurde die Impfung eingeführt, wodurch die Zahl der Infektionen deutlich sank. Lange Zeit galt die Erkrankung als ausgerottet. 20 Jahre lang gab es in Österreich keinen einzigen bestätigten Diphtheriefall. Erst seit 2014 flackern sporadisch immer wieder Fälle auf, was wohl auf fehlende Impfungen zurückzuführen ist. 2022 wurden laut Gesundheitsministerium bereits 62 Diphtherie-Erkrankungen bestätigt, ein Fall ist tödlich verlaufen.

Impfung empfohlen

Bei der klassischen Diphtherie handelt es sich um eine schwere, bakterielle Infektionskrankheit, die ohne adäquate Therapie tödlich enden kann. Die hochansteckende Erkrankung wird durch Tröpfchen oder direkten Kontakt mit Wunden übertragen. Die Inkubationszeit liegt laut AGES zwischen zwei und fünf Tagen. Gesundheitsexperten empfehlen eine Impfung gegen Diphtherie, die in Österreich im kostenlosen Kinderimpfprogramm enthalten ist. Im Schulalter wird die Kombinationsimpfung gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Polio zwischen dem 7. und 9. Lebensjahr wiederholt. Bei vollständiger Grundimmunisierung und regelmäßigen Auffrischungen ist der Krankheitsverlauf in der Regel mild.

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