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Currywurstmann" Chris Töpperwien bei seinem Prozess am Landesgericht Wiener Neustadt
"Currywurstmann" Chris Töpperwien ist am Montag vor dem Landesgericht Wiener Neustadt gestanden.
"Currywurstmann" Chris Töpperwien ist am Montag vor dem Landesgericht Wiener Neustadt gestanden.
APA/SOPHIA KILLINGER/SOPHIA KILLINGER

Reality-Star vor Gericht: Töpperwien bestreitet Vorwürfe

08.07.2024 um 17:18, Julia Klein
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"Currywurstmann" Chris Töpperwien ist am Montag vor dem Landesgericht Wiener Neustadt gestanden. Zur Befragung eines weiteren Zeugen wurde der Prozess vertagt.

"Currywurstmann" Chris Töpperwien ist am Montag vor dem Landesgericht Wiener Neustadt gestanden. Angelastet wird dem aus Reality-TV-Formaten bekannten Deutschen Untreue und Veruntreuung in Zusammenhang mit der Grill Heaven GmbH in Vösendorf (Bezirk Mödling), deren Geschäftsleiter er war. Der 50-Jährige soll 2021 u.a. private Einkäufe mit Firmengeld bezahlt haben, er bekannte sich nicht schuldig. Zur Befragung eines weiteren Zeugen wurde der Prozess auf 26. August vertagt.

Heftige Vorwürfe gegen "Currywurstmann"

Die Verhandlung begann unter großem Medieninteresse. Töpperwien wurde vorgeworfen, Zahlungen – etwa in Baumärkten oder im Internet – über das Firmenkonto bzw. die Unternehmenskarte beglichen zu haben. Der Staatsanwalt sprach im Eröffnungsvortrag von 18 Angriffen. Zudem soll der 50-Jährige laut Anklage Beschäftigten Arbeitsaufträge für private Zwecke erteilt haben, etwa Schutt- und Sperrmüllentsorgung. Ein weiterer Vorwurf betraf die Auslagerung von Social-Media-Tätigkeiten, die von seinem Arbeitsvertrag umfasst gewesen sein sollen. Weiters soll der 50-Jährige Gegenstände der GmbH veruntreut haben, darunter Messer, Grillgewürz und -kohle. Die im Grillfachhandel tätige Firma hat sich als Privatbeteiligte mit mehr als 8.800 Euro an dem Verfahren angeschlossen.

Töpperwien bestreitet

Auch wenn die Vorgangsweise "patschert" gewesen sei, "sind wir weit weg vom Strafrecht", meinte der Verteidiger. Töpperwien bestritt die Vorwürfe und bezeichnete diese als "fast unfassbar". In einem Baumarkt gekaufte Umzugskartons habe er für seine Übersiedlung verwendet und dann "unbeschadet" zurückgebracht, berichtete er. Produkte wie Baumaterial, Schalter, Putzmittel und ein Gartenschlauch seien u.a. für die Grillschule und die Dachterrasse des Firmenstandorts in Vösendorf verwendet worden, "es wurde immer irgendetwas gebaut". Mitarbeiter hätten ihm beim Umzug geholfen, das sei aber außerhalb der Dienstzeiten erfolgt.

Fehlerhafte Zahlungen

In zwei bis drei Fällen habe er irrtümlich eine falsche Zahlungsvariante gewählt, sodass das Firmenkonto belastet wurde. Einmal habe er den Betrag "umgehend überwiesen". Von einer anderen irrtümlichen Zahlung habe er erst in der Strafanzeige erfahren.

Veruntreuungsvorwurf

Zum Vorwurf der Veruntreuung hielt Töpperwien fest, er habe die Messer bezahlt. Grillgewürze und einen Messerschleifer habe er Personen für Social-Media-Postings gegeben bzw. geschickt. Produkte wie Grillkohle oder eine Spachtel habe er für Instagram-Stories verwendet. Zu Anschuldigungen in Verbindung mit Abrechnungen über seine US-Firma erklärte der Angeklagte, dass über diesen Weg seine heutige Frau für ihre Arbeit bei der Grill Heaven GmbH entlohnt werden sollte. Ende November 2021 wurde Töpperwien entlassen.

Zeugen belastet

Befragt wurden mehrere Zeugen, die 2021 für die Grill Heaven GmbH tätig waren. Ein Geschäftsführer und Gesellschafter bezeichnete Überweisungen in die USA als "klare Veruntreuung". Eine Absprache über eine Entlohnung für Töpperwiens Partnerin habe nicht bestanden. Die Verteidigung legte WhatsApp-Nachrichten rund um eine mutmaßliche Absprache vor. Der Zeuge bestritt, dass diese Nachrichten von ihm stammten. Der Angeklagte selbst sei für Social Media eingestellt worden.

Drohende Insolvenzgefahr

"Dank Herr Töpperwien waren wir kurz vor der Insolvenz", sagte der Firmenchef. Das Geschäft sei nachweislich zurückgegangen, berichtete der Deutsche u.a. von Personalschwund. Mitarbeiter hätten Angst gehabt und ihm erzählt, von Töpperwien unter Druck gesetzt worden zu sein. Das stand im Gegensatz zu anderen Zeugenaussagen von Montag.

Fragwürdige Zahlungen

Einem Zeugen, der damals im Büro arbeitete, war zunächst bei der Überprüfung der Konten eine Ausgangsrechnung nach Amerika aufgefallen, "die ein bisschen komisch war". Auf Rückfrage habe Töpperwien gesagt, dass es sich um Vergütung für Social-Media-Tätigkeiten seiner jetzigen Frau handle.

Anklage

Der Mitarbeiter hatte in der Folge eine Liste an Belegen zusammengestellt, die Basis für die Anzeige waren. Enthaltene Käufe wie ein Gartenschlauch oder Fugenmasse seien nicht für die Grillschule oder die Dachterrasse verwendet worden, sagte der Zeuge. Andere Produkte seien auf Instagram-Stories in Töpperwiens Haus zu sehen gewesen. Ein Messer und Gebühren für Sperrmüllentsorgung habe der Angeklagte nicht – wie von diesem angegeben – bar bezahlt, es gebe keine entsprechenden Belege, meinten Zeugen.

Bis zu drei Jahre Haft

Am 26. August soll ein weiterer Gesellschafter der GmbH rund um eine mutmaßliche Absprache zur Entlohnung von Töpperwiens Frau befragt werden. Im Fall eines Schuldspruchs drohen dem Angeklagten bis zu drei Jahre Haft.

Prominenter Angeklagter

Bekannt wurde Töpperwien u.a. durch das Format "Goodbye Deutschland! Die Auswanderer" auf VOX und seine Teilnahme beim RTL-"Dschungelcamp" 2019. Der 50-Jährige, der in die USA ausgewandert ist, wurde aufgrund eines europäischen Haftbefehls in Deutschland festgenommen und nach Österreich ausgeliefert. Gegen gelindere Mittel wurde er auf freien Fuß gesetzt.

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