Arme Menschen: So viel Geld haben sie wirklich
Kanzler Nehammer sorgt mit seinen "Burger-Gate" in ganz Österreich für Empörung. Aus seiner Sicht sei es für alle Eltern möglich, ihren Kindern eine warme Mahlzeit pro Tag zu verschaffen. Er rechnet vor: Ein Hamburger bei McDonalds kostet 1,40 Euro, mit Pommes 3,50 Euro. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht bedenklich, aber immerhin eine warme Mahlzeit.
Kinder mit Junkfood abspeisen
Ob erschwinglich oder nicht, wohl kaum ein Elternteil möchte seinen Nachwuchs täglich mit Fast Food füttern. Bekanntlich hat das gravierende gesundheitliche Folgen, die Kinder ein Leben lang begleiten. Zu viel Zucker und Fett in der Grundnahrung können zu starkem Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Und das möchte kein Elternteil seinem Kind zumuten.
Lebensmittel werden teurer
Greift man jedoch zu Lebensmitteln, die eine ausgewogene Ernährung ermöglichen, sieht die Kostenrealität ganz anders aus. Denn der Preis des so genannten Miniwarenkorbs, der einen Wocheneinkauf abbildet und neben Lebensmitteln und Dienstleistungen auch Treibstoffe enthält, stieg laut Statistik Austria im Jahresvergleich jüngst um 4,2 Prozent (Juli: +0,2 Prozent).
11 Euro pro Tag für ein Kind
Wie viel Geld steht armutsgefährdeten Menschen in Österreich tatsächlich zur Verfügung? Die Caritas teilte auf Anfrage von weekend.at mit, dass ihren Klienten ohne Kinder nach Abzug aller Fixkosten (Miete, Betriebskosten und Energie) rund 418 Euro pro Monat für Lebensmittel, Kleidung und andere Ausgaben des täglichen Bedarfs übrig bleiben - das sind rund 14 Euro pro Tag. "In Haushalten mit Kindern ist das frei verfügbare Einkommen sogar noch niedriger und beträgt in etwa 11 Euro pro Kopf und Tag. Davon müssen sämtliche Kosten von Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Kleidung, Schulartikeln, Schulausflügen, Mobilität etc. beglichen werden", erläutert Tina Newertal von der Caritas Wien. Legt man diese Zahlen zugrunde, wird es selbst mit dem Billig-Menü von McDonald's um 3,50 Euro eng - abgesehen davon, dass ein Hamburger mit Pommes wohl kaum für einen Tag reichen wird. Eine Studie der Caritas unter 400 ihrer Klienten ergab zudem: 76 Prozent müssen auf vollwertige Mahlzeiten verzichten. Auffällig ist, dass der Anteil der Alleinerziehenden unter den Befragten mit 25 Prozent besonders hoch ist.
Kein Geld für warmes Hauptgericht
Andere Ergebnisse liefert eine repräsentative Studie der Statistik Austria: "So geht's uns heute" analysiert alle drei Monate Veränderungen der Lebensbedingungen, des Einkommens und des Wohlergehens der Privathaushalte. Demnach reicht das Geld für 9,5 Prozent der rund 3.000 befragten Menschen nicht, um sich jeden zweiten Tag ein Hauptgericht (also eine vollwertige Mahlzeit) leisten zu können. 10,6 Prozent geben an, ihre Wohnung nicht warm halten zu können. Was unter einer vollwertigen Mahlzeit verstanden wird, geht aus der Befragung nicht hervor. Es ist aber anzunehmen, dass damit kein McDonalds-Menü gemeint ist.