Unbezahlbare Schätze und wie sie versichert werden
Vor 20 Jahren stieg der Inhaber einer Alarmanlagenfirma durch ein Fenster des Kunsthistorischen Museums in Wien und entwendete die weltberühmte Saliera. Ein Erpressungsversuch gegen die Uniqa-Versicherung über eine Summe von 100 Millionen Euro ging nach hinten los und führte 2006 zu seiner Verhaftung. Dieser spektakuläre Fall nahm ein Happy End für Kunstszene und Versicherung. Doch die Menge an verschwundenen Kunstobjekten wächst stetig weiter. Das Art Loss Register, die weltweit größte Datenbank gestohlener und anderweitig verlorener Kunstwerke zählte 2007, ein Jahr nach der Wiederentdeckung der Saliera, 300.000 Objekte. Vergangenes Jahr waren es mit 700.000 bereits mehr als doppelt so viele. Die Zahlen zeigen: Wer schützenswerte Exponate besitzt, sollte über eine Versicherung nachdenken. Die Menge an wertvollen Sammlungen, die jährlich versichert wird, ist, wie zu erwarten, gering. Laut Uniqa-Versicherung, die auf diesem Gebiet besondere Kompetenz besitzt, bewegt sich die Anzahl der Anfragen für Sammlungen mit einem Wert von über 70.000 Euro im niedrigen zweistelligen Bereich pro Monat. Die häufigste Schadensursache ist nicht, wie Hollywood- Heist-Movies vermuten lassen, Diebstahl, sondern Bruch und Beschädigung.
Risiko und Prämie minimieren
Sichere Aufbewahrung ist wohl den meisten Sammlern ein Anliegen. Aber auch finanziell kann es Vorteile mit sich bringen, wenn man seine Schätze unter anderem vor Gaunern und Feuer bewahrt. Die Prämienhöhe hängt von vielen Faktoren ab, aber Videoüberwachung, Zugangsbeschränkungen, Sicherheitsdienste und Einbruchmeldeanlagen können allesamt die Versicherungsprämie reduzieren. In manchen Fällen geht man bei den Versicherungen auch einen Schritt weiter und empfiehlt Maßnahmen oder schreibt sogar welche vor. „Ab einer bestimmten Versicherungssumme, in der Regel ab einer Million Euro, kann die Installation einer Einbruchmeldeanlage mit Direktschaltung zur Polizei oder einem Sicherheitsdienst vorgeschrieben sein“, erklärt Uniqa-Vorstand Peter Humer. Für die Uniqa ist eine enge Zusammenarbeit mit den Sammlern von großer Bedeutung, da die Anforderungen von individuellen Risikobewertungen abhängen.
Richtiges Lagern
Sammlungen verlangen unterschiedliche Bedingungen, um vor Schäden und Diebstahl geschützt zu sein. Armbanduhren und Schmuckgegenstände werden für gewöhnlich im stationären Safe eingelagert. Hier schreibt zumindest die Uniqa – je nach Gesamtversicherungssumme – bestimmte Safeklassen vor. Bei Gemälden kann hingegen die Lagerung in einem Kunstfachspeditionslager ratsam sein. Im Gegensatz zu herkömmlichen Self-Storage-Einrichtungen bieten diese Lagerstätten hohe Sicherheit und das passende Raumklima. Und man muss kein russischer Oligarch sein, um sich diese Form der Kunstaufbewahrung leisten zu können.
Vorsicht, Fälschung
Bereits im Mittelalter wurde das Fälschen zu einem eigenen Wirtschaftszweig. Viele weltbekannte Reliquien wie das Grabtuch von Turin sind höchstwahrscheinlich Produkte italienischer Fälscherwerkstätten. Mit der steigenden Popularität von Antiquitäten ab der Renaissance überschwemmten immer mehr Imitate den Markt. Und auch vor modernen Künstlern und dem digitalen Raum macht der Betrug nicht halt. 2021 wurde ein Banksy- NFT um 300.000 Dollar verkauft. Später stellte sich heraus, dass jenes Bild überhaupt nicht von dem Street-Art-Künstler stammte. Versichert man seine Sammlungen, fällt der Schwindel vielleicht auf. „Bei Kunstwerken von besonders bekannten Künstlern fordern wir Echtheitsüberprüfungen von unabhängigen, anerkannten Sachverständigen“, sagt Humer. Das Ergebnis fällt dann hoffentlich zur Zufriedenheit des Sammlers aus. Und wenn die Fälschung entlarvt wird, sinkt zumindest die Versicherungsprämie.