"MatheArena"-Gründer Gerald Infanger im Interview
Es wird immer wieder behauptet, dass kleine Unternehmen und Startups wenig Chancen haben, eine Förderung zu erhalten. Sie haben es geschafft. Wie ist das gelungen?
Eine FFG-Förderung als kleines Unternehmen zu bekommen ist komplex, und zwar aus gutem Grund. Man muss die Spreu vom Weizen trennen. Ein großes Unternehmen hat spezialisierte Mitarbeiter, die Förderungen abholen. Bei Startups ist das staatliche Risiko höher. Es könnte sein, dass der Kreditanteil ausfällt, das ist bei einer voestalpine eher unwahrscheinlich. Es ist uns auch im Vorfeld gesagt worden, dass es schwierig, aber nicht aussichtslos wird. Die Antragstellung an sich war schon eine Reise. Wir mussten unseren Businessplan bis ins letzte Detail überarbeiten. Das alleine war für uns schon gewinnbringend, weil der Businessplan dadurch besser wurde. Schließlich haben wir dann sogar den bundesweiten Businessplanwettbewerb gewonnen.
Was kann Ihr Produkt bzw. wozu benötigten Sie eine Förderung?
Wir haben mit einer Mathematik-Lern-App gestartet, die Lern-orientiert und nicht Lehrer-orientiert ist. Dazu gibt es Spiele mit Gestensteuerung als Lernmotivation. Dazu entwickelten wir selbst einen adaptiven Algorithmus, hatten aber ein Konzept, wie wir diesen noch besser machen könnten. Dafür benötigten wir Fördermittel der FFG. Wir haben sie beantragt, weil es technologisch sehr anspruchsvoll ist – das muss es sein, sonst ist es nicht förderungswillig. Konkret ging es darum, die Schwierigkeit der Fragen und den Wissensstand des Schülers zu berechnen. Vorher hatten wir das händisch festgelegt, jetzt ist es völlig automatisiert. Aktuell kann österreichweit jeder vierte Schüler der ersten Klasse Gymnasium unsere MatheArena-Junior-Premium-Version gratis nützen. MatheArena Classic begleitet bis zur Matura. Vor Kurzem lancierten wir eine indonesische und eine türkische Version. Als wir die App in Indonesien gelauncht haben, war uns nicht bewusst, dass es so einen Run auslöst. Wir boten eine Online-Lehrerfortbildung an und mussten diese dann schließen, weil sich über 1.000 Lehrer angemeldet hatten.
Wie läuft der Einreichungsprozess konkret ab?
Man hat uns geraten, mindestens zwei Monate für den Antrag einzurechnen, bei uns war die Zeit knapper. Der Großteil der Arbeit war knifflig. Wir hatten aber die Unterstützung der Business Upper Austria. Das war wie ein Sparringspartner. Schließlich holten wir noch die SCCH mit ins Boot, weil damit unsere Teamqualität stieg. Dann mussten wir uns den Fragen der FFG stellen. Das war wie eine Defense bei einer Diplomarbeit. Wir haben uns gut geschlagen und die Förderung aus dem FFG-Basisprogramm für zwei Jahre erhalten.
Was raten Sie jungen Unternehmen, wenn sie sich für eine Förderung interessieren?
Wenn man ein kreatives Projekt einreicht, sollte man sich die Zeit sparen, wenn aber ein technologisches Kernelement dabei ist, hat man auch als Kleinunternehmen einen großen Vorteil, weil schon mit dem Antrag die Professionalität steigt. Auch wenn es abgelehnt worden wäre, hätten wir uns weiterentwickelt. Hätten wir die Förderung nicht bekommen, hätten wir jetzt eine abgespeckte Version mit viel weniger Tiefe. Das würden die User auf den ersten Blick gar nicht bemerken, aber wenn sie die App zwei Wochen verwenden, zeigt sich der Effekt deutlich.