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Job van der Voort, CEO Remote
Job van der Voort gründete Remote erst 2019 und sammelte bereits 500 Millionen US-Dollar an Kapital ein. Die Investoren scheinen an dezentrale Teams zu glauben.
Job van der Voort gründete Remote erst 2019 und sammelte bereits 500 Millionen US-Dollar an Kapital ein. Die Investoren scheinen an dezentrale Teams zu glauben.
Remote

Interkontinental-Kollegen und dezentrale Teams

24.08.2023 um 07:55, Jürgen Philipp
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Remote Work ist mehr als ein paar Tage Homeoffice. Immer mehr Unternehmen gründen dezentrale Teams. Ein niederländisches Startup hat sich darauf spezialisiert.

Der Niederländer Job van der Voort, einen passenderen Vornamen für einen ­Co-Founder eines HR-Startups gibt es wohl nicht, gründete gemeinsam mit Marcello ­Lebre die Remote Europe Holding. Obwohl erst 2019 aus der Taufe gehoben, lukrierte Remote bisher Investments in der Höhe von knapp 500 Millionen Dollar, und das obwohl man für „nur“ 930 Mitarbeiter die Personaladministration übernimmt. Das sind also 537.634 Dollar pro Kopf. Doch warum lassen sich das VCs wie Sequoia, Soft Bank oder Two Sigma so viel Geld kosten? Der Schlüssel dazu liegt bereits im Namen verborgen: Remote organisiert globales Recruiting, sprich, es sucht weltweit nach Talenten und bringt sie mit Unternehmen aus anderen Ländern zusammen. Die besagten bisherigen 930 Mitarbeiter stammen aus 77 Staaten und werden in 35 Währungen bezahlt. Remote erledigt dabei vollautomatisiert den „Papierkram“ wie Lohnverrechnung und Auszahlung in der jeweiligen Landeswährung.

Unternehmen, die dieses Potenzial verkennen, werden ­künftig ­langsam, aber sicher von der Konkurrenz überholt.

Job van der Voort

Sind dezentrale Teams effizienter?

Mittlerweile sucht jedes vierte IT-Unternehmen in Deutschland international nach Fachkräften und will dezentrale Teams bilden. In diesen werden Mitarbeiter aus aller Welt organisiert. Manche gehen einen Schritt weiter und setzen auf einen „Remote First“-Ansatz. Wie sich das auswirkt, haben die Niederländer in einer Umfrage unter 1.581 Personalisten, Mitarbeitern und Kunden erhoben. Die Ergebnisse zeigen einen klaren Trend. 60 Prozent der Entscheider geben an, dass die Zahl der Bewerbungen stieg. 72 Prozent verzeichneten eine gestiegene Produktivität durch dezentrale Arbeitsformen. Rund zwei Drittel der Entscheider glauben daher, dass die Zahl an dezentralen Teams weiter steigen wird. Mitarbeiter hingegen sind skeptischer, nur 43 Prozent denken das. 45 Prozent von ihnen geben an, dass ihr Arbeitgeber mehr zentralisieren wird. „Unternehmen mit global verteilten Teams steigern ihre Effizienz, Produktivität und die Bindung ihrer Mitarbeitenden. Zudem vergrößern sie ihre Chancen auf qualifizierte Bewerbende“, meint Remote-CEO Job van der Voort und er warnt: „Unternehmen, die dieses Potenzial verkennen, werden künftig langsam, aber sicher von der Konkurrenz überholt.“

Globales Jobhopping?

Das könnten sich Unternehmen bald nicht mehr leisten, denn rund 80 Prozent der in der Umfrage zur Generation Z Zugehörigen können sich vorstellen, in einem anderen Land zu arbeiten (Millennials: 74 Prozent). Generation Z und Millennials sehen also erhebliche Vorteile am dezentralen Ansatz. Immerhin 42 Prozent würden ihren derzeitigen Arbeitsplatz für einen dezentralen Job sogar aufgeben. Doch es gibt auch Schattenseiten. Der Zusammenhalt des Teams wird schwieriger: 31 Prozent der Entscheider sehen das als die größte Herausforderung.