Effizienz als Devise des Privatjetbrokers Aerox
CHEFINFO: Wie kommt man dazu, als Gastronom einen Privatjetbroker zu gründen?
Benni Wagner: Ich bin eigentlich gelernter Speditionskaufmann. In die Gastronomie kam ich, als ich schon als Zwölfjähriger im VIP-Bereich des LASK ausgeholfen habe. Mit 14 durfte ich offiziell arbeiten und mit 16 hat mich Sandra Reichl gefragt, ob ich das übernehmen möchte. Parallel kam ich, ebenfalls über den LASK, zum Weinturm und habe dort als Verkäufer begonnen, dann bin ich als Gesellschafter eingestiegen. Dazu habe ich mich selbstständig gemacht. Vor drei Jahren hatte LASK-Präsident Sigmund Gruber gefragt, ob ich nicht Reisen organisieren könnte. Der Verein spielte 2020, während der Pandemie, wieder international und brauchte ein Reisebüro. So hat es begonnen. Als wir in Pandemiezeiten die GISA-Anmeldung als Reisebüro gemacht haben, hat man uns gefragt, ob wir wahnsinnig geworden sind. Aerox ist also nicht nur ein Privatjetbroker, sondern ein Reisebüro. Man kann bei uns auch Pauschalreisen, Linienflüge oder Reisen als Unternehmens-Incentives buchen.
Wie funktioniert das Privatjetbrokergeschäft?
Wagner: Im Grunde ist es so, wie wenn man sich ein Taxi bestellt. Wir buchen einen Flug von A nach B, den dann die Airline durchführt. Der Kunde bekommt stets valide Auskünfte. Wir schauen darauf, was der Kunde will und welcher Flieger geeignet ist. In erster Linie suchen wir Flugzeuge aus der Umgebung, um sinnlose „Ferry Flights“ zu vermeiden. Die Wünsche der Kunden sind verschieden, einer will ein warmes Essen, einer will rauchen – das geht in manchen Privatjets –, einer will seinen Hund mitnehmen, ein anderer will besonders effizient fliegen usw. Ein Privatjet ist nicht immer gleich Privatjet. Da gibt es viele Unterschiede. Wir suchen die jeweils bestmögliche Lösung. Es gibt eine Plattform, wo wir sehen, wo sich die Airlines aufhalten, und wir haben die Kontakte zu zuverlässigen Partnern, die gute Qualitätsstandards garantieren. Wir versuchen, dass es wenig „Empty Leg“-Flüge gibt, also dass auch die Rückflüge besetzt werden.
Wer sind die typischen Privatjetkunden?
Wagner: Das Wichtigste in der Branche ist die Diskretion, aber man kann pauschal sagen, dass es fast nie um Luxus geht, sondern vor allem um Zeitersparnis. Unsere Kunden führen Unternehmen und sichern Jobs. Ein CEO oder jemand in leitendender Position hat ein anderes Zeitmanagement, das oftmals nicht zu Linienverbindungen und ewigen Wartezeiten auf Flughäfen passt. Sie fliegen in der Früh los und sind am Abend wieder bei ihrer Familie. Wir haben auch Monteure, die schnell auf Baustellen oder zum Kunden müssen. Der typische Privatjetkunde ist nicht jemand, der mit Sonnenbrille und Gucci-Tasche nach Mailand zum Frühstück fliegt, sondern jemand, der effizient sein muss. Der Standort Oberösterreich passt da perfekt. Zum einen haben wir eine starke Wirtschaft, zum anderen kann man von Linz aus nur nach Frankfurt fliegen.
Wie viel mehr im Vergleich zu Business- oder First Class kostet dieser Effizienzgewinn?
Wagner: Wir versuchen, die Spanne zu Business oder First so gering wie möglich zu halten, doch der Komfort und die Zeitersparnis haben natürlich ihren Preis. Der Preisunterschied wird aber durch zusätzliche Leistungen aufgewogen. So sind wir für unseren Kunden 24/7 erreichbar und organisieren auch Transfers und Co. Wenn jemand beispielsweise einen Tagestrip nach Helsinki bucht und er fünf weitere Passagiere mitnimmt, ist das ähnlich teuer wie ein Businessflug. Wir schauen deshalb darauf, dass es Fluggemeinschaften gibt.
Privatjets stehen immer mehr im Visier von Klimaschützern. Wie stehen Sie dazu?
Wagner: Wir beschäftigen uns natürlich damit, und setzen auf CO2-Kompensation. 90 Prozent unserer Kunden kompensieren ihren CO2-Ausstoß. Es gibt natürlich ein Jet-Bashing. Ich war in Genf auf der Messe Private Aviation. Klimaschützer sind aufs Flugfeld gestürmt und haben sich an die Flieger gekettet. Ich verstehe, worum es geht, aber die Art und Weise ist doch ein wenig fragwürdig.
Fliegen Sie selbst mit Privatjets, bzw. wäre es denkbar, dass Aerox einmal selbst eine Flotte betreibt?
Wagner: Ich selber fliege nicht privat, das kann ich mir nicht leisten. Jeder, der mich kennt, weiß aber, dass ich das Risiko nicht scheue und mich gerne weiterentwickle. Ich lasse es mir daher noch offen, eventuell eine Miteigentümerschaft an einer Jetflotte anzustreben. Jeder darf träumen und es wäre ein Ziel.