E-Mobilität als Kerngeschäft
CHEFINFO: Wie wichtig ist der Bereich E-Mobilität bei AVL und womit beschäftigen Sie sich in diesem Bereich?
Gerhard Meister: Die E-Mobilität deckt mittlerweile die Mehrheit unseres Geschäfts ab und es zeichnet sich hier starkes weiteres Wachstum ab. Somit haben sich die E-Mobilität und alle weiteren Themen rund um erneuerbare Energieerzeugung und Umsetzung mittlerweile zum Kerngeschäft entwickelt. Mit 2.200 lebenden Patenten gehört AVL zu den österreichischen Innovationsführern. Bei zwei Drittel der Neuanmeldungen 2022 handelt es sich um Entwicklungen im Bereich Elektrifizierung.
Die traditionelle Autoindustrie stellt in einem Kraftakt die Produktion auf E-Antriebe um. Wie beurteilen Sie deren Fortschritt?
Meister: Es ist auch im Bereich der E-Mobilität ein globaler Wettbewerb entstanden. Im Gegensatz zu den konventionellen Antrieben hat hier Europa verspätet gestartet. Man macht mittlerweile große Fortschritte, aber kostenseitig ist noch aufzuholen. Auch das Thema der Abhängigkeit von Rohstoffen gilt es konsequent zu managen. Dieser Kraftakt muss von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Regularien begleitet sein, die diese Transformation unterstützen. Es steht hier sehr viel am Spiel für die gesamte Industrie. Nachdem es hier um das ultimative Ziel der Nachhaltigkeit geht, können wir es uns nicht leisten, in dieser Entwicklung zurückzufallen.
Namhafte Experten sehen die E-Mobilität als ein vorübergehendes Phänomen. Sie auch?
Meister: Es gibt zu diesem Thema viele Stimmen und Meinungen, die sich auch auf durchaus fundiertes technisches Verständnis stützen. Nichtsdestotrotz ist die Effizienz der batterieelektrischen Antriebe, wo wir vom Strom aus – hoffentlich – nachhaltiger Erzeugung bis zum Rad einen Wirkungsgrad von 70 bis 80 Prozent darstellen können, ungeschlagen und um ein Mehrfaches besser als bei allen Alternativen. Das bedeutet, dass man dort, wo das möglich ist, diese effiziente Antriebsform nützen sollte, da sie den Bedarf an Strom aus der so wertvollen Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen am wenigsten belastet.
Welche Bedeutung hat der Softwarebereich für AVL?
Meister: Das Thema Software spielt im Fahrzeug eine gewaltige Rolle. Fortschreitende Vernetzung und der immer weiter wachsende Umfang an elektronischen Funktionen einschließlich Fahrassistenzsystemen eröffnet neue Möglichkeiten zur Wertschöpfung. Wir bewegen uns in die Richtung des funktions- bzw. softwaredefinierten Fahrzeugs mit hochintegrierten elektrischen und elektronischen Systemen. Bei AVL stellt Software eine der wesentlichsten Säulen der Wertschöpfung dar, da die Vielzahl von Fahrzeugfunktionen eine entsprechende Steuerungssoftware benötigt. Wir beschäftigen mehrere Tausend Mitarbeiter weltweit im Bereich der Softwareentwicklung. Die Vernetzung des Fahrzeugs und moderne Fahrassistenzsysteme sind aber nicht abhängig vom Antriebssystem.