Direct Air Capture - Heilmittel oder Humbug?
Neben dem Carbon Dioxide Capture, welches CO2 aus Abgasen abscheiden soll, noch bevor es in die Umgebungsluft gelangt, gibt es das Direct Air Capture, kurz DAC. Anlagen, die sich dieser Technik bedienen, stehen unter freiem Himmel und leiten mithilfe von Gebläsen Luft durch den Abscheideapparat. Wie beim CCS bedient man sich chemischer Verfahren, das Ergebnis ist reines CO2, welches wiederum unter der Erde eingelagert werden kann. Dass die Vorstellung verlockend ist, weiß auch Tobias Pröll: „Leider ist DAC psychologisch sehr ansprechend. Jemand anderer kümmert sich irgendwo anders um das Problem und ich kann weiter meinen Verbrenner fahren.“ Doch es handelt sich dabei wohl nur um einen Wunschtraum. Laut dem Forscher ist der Energiebedarf für DAC mindestens drei bis sechs Mal höher als bei CCS. Und für ihn ist die Klimakrise eine Energiekrise. 80 Prozent der weltweiten Energieversorgung stammen aus fossilen Brennstoffen. Ohne diesen unstillbaren Hunger nach Energie müssten wir nicht mit der Klimakrise kämpfen.
Technologievorstoß in Übersee
Außerhalb Europas genießt DAC derzeit Rückenwind. Zahlreiche Fluggesellschaften und Flugzeugbauer, darunter Lufthansa und Airbus, beteiligten sich an großen Projekten in den USA. Und auch die öffentliche Hand macht Geld locker. Bereits letztes Jahr versprach die Regierung von US-Präsident Joe Biden 3,5 Milliarden US-Dollar für vier große Anlagen. Für Biden ist DAC unerlässlich, um die Vereinigten Staaten bis 2050 klimaneutral zu machen. Pröll kann den Megaprojekten wenig abgewinnen: „Experten, die technische Thermodynamik verstanden haben, staunen und schweigen angesichts des opportunen Hypes um DAC.“ Doch falls die Menschheit jemals einen Überschuss an erneuerbarer Energie erzeugt, wird das Direct Air Capture seinen großen Auftritt feiern. Davor bleibt es wohl vorerst ein Traum, unsere Emissionen auf diesem Weg zu beseitigen.