Die Gewinne sprudeln beim Ölfeldausrüster SBO
CHEFINFO: Sie sind mit Ihrer Technologie überall dort vor Ort, wo neue Erdöl- und Gasfelder erschlossen werden. Und Ihre Auftragsbücher für 2023 sind voll. Ist das Auftragshoch den geopolitischen Verwerfungen am Energiesektor geschuldet?
Gerald Grohmann: Zum Teil ja, aber nicht ausschließlich. Die Industrie ist seit der Ölkrise der Jahre 2014 bis 2016 mit Unterinvestitionen konfrontiert. Es wurde global zu wenig in die Exploration und Produktion neuer Öl- und Gasfelder investiert, und jetzt, wo die Nachfrage wieder angestiegen ist, muss vermehrt in Exploration und Produktion investiert werden. SBO befindet sich seit dem dritten Quartal 2020 im Aufschwung und konnte Quartal für Quartal Wachstum verzeichnen.
Warum ist ausgerechnet das kleine, nicht gerade erdölreiche Österreich mit seinen Technologien ein „Big Player“ im globalen Fördergeschäft?
Grohmann: Unsere Wurzeln im globalen Ölfördergeschäft gehen auf die 1970er-Jahre zurück, als damals in den USA die Richtbohrtechnik entwickelt wurde und Schoeller-Bleckmann den dafür notwendigen amagnetischen Stahl liefern konnte. In den darauffolgenden Jahrzehnten haben wir unser Produktportfolio in viele weitere profitable Nischen erweitert.
Sie bezeichnen sich als Technologie- und Weltmarktführer. Warum sind Ihre Lösungen unverzichtbar und wo kommen diese zum Einsatz?
Grohmann: Produkte und Lösungen von SBO werden vorrangig für komplexe Richtbohrungen und Bohrlochkomplettierungen eingesetzt. Richtbohrungen sind abgelenkte Bohrungen „um die Kurve“, bei welchen mehrere Kilometer in die Tiefe gebohrt wird und bis zu zehn Kilometer horizontal. Unsere Hochtechnologieprodukte bieten den Kunden einen Mehrwert und uns Wettbewerbsvorteile gegenüber unseren Konkurrenten.
Trotz aller Bekenntnisse, fossilen Brennstoffen abzuschwören, steigen die Fördermengen bei Erdöl an. Die Förderbedingungen werden aber schwieriger, gefährlicher und teurer und sind von Innovationen wie dem Fracking geprägt, die vor 20 Jahren niemand am Radar hatte. Wie stellt sich SBO auf die Zukunft ein?
Grohmann: Mit unserer Strategie 2030 sind wir bestens für die Zukunft gerüstet. Einerseits werden wir auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag für Energiesicherheit leisten, indem wir unsere hervorragende Marktposition im Öl- und Gasbereich nicht nur erhalten, sondern weiter ausbauen. Gleichzeitig wollen wir in den nächsten Jahren ein neues Geschäftsfeld außerhalb der Öl- und Gasindustrie aufbauen, welches langfristig gleich groß und profitabel sein soll wie unser heutiges Kerngeschäft im Öl- und Gasbereich. Erste Erfolge können wir bereits im Bereich der Geothermie verzeichnen, wo viele Produkte aus dem bereits bestehenden Portfolio der SBO eingesetzt werden können. Darüber hinaus planen wir eine größere Akquisition im Bereich Wasserstoff und Wasserstoffderivate.