"Change-Prozess" bei Schmidt Saubere Arbeit
CHEFINFO: Ihr Vater hat ein Gebäudereinigungsunternehmen mit 1.300 Mitarbeitern geschaffen. Mit Ihnen ist die zweite Generation am Ruder. Denken Sie nicht manchmal: Ein bisschen viel Verantwortung für meine 28 Jahre?
Maximilian E. Schmidt: Ich bin mit ein paar Umwegen in diese Aufgabe hineingewachsen und habe im Übergangsprozess viele kleine Stationen durchlaufen. Mein Vater ist heute als Geschäftsführer der Holdinggesellschaft mein wichtigster Ratgeber. Er ist das jüngste von acht Kindern einer Bergmannsfamilie aus Ampflwang im Hausruck. Das ist prägend. Im Familienalltag wurden grundlegende Werte wie Fleiß, Zielstrebigkeit vermittelt, ohne die es dieses Unternehmen nicht geben würde. Operativ führe ich das Unternehmen mit dem langjährigen Geschäftsführer Karl Dauerböck, der mein fachlicher Mentor ist. Wir haben zudem ein erfahrenes Leitungsteam mit Bereichsmanagern. Einmal im Monat gibt es ein Führungsmeeting, in dem die Eckdaten abgeglichen und Strategien angepasst werden.
Führen Sie anders?
Schmidt: Niemand will eine Kopie sein. Ich mache das auf meine Art und Weise, mit meinem Charakter und mit meinem Stil. Prozessmanagement ist für mich dabei der Schlüssel zum Erfolg. Wir bilden unsere Abläufe genau ab, um sie von einzelnen Personen möglichst unabhängig zu machen und die Organisation zu stärken. Was mich vielleicht noch auszeichnet: Ich habe zwar eine klare Vorstellung davon, wie ich Dinge angehe, aber ich lasse mir etwas sagen. Es gibt zahlreiche Menschen, die mehr wissen als ich. Ich versuche die besten Leute, etwa beim Recruiting, zu finden, um die besten Inputs zu erhalten. Danach wird abgewogen und ausprobiert. Denn gerade im Personalmanagement ist die Theorie eine ganz andere als in der Praxis.
Fast alle suchen Mitarbeiter. Was ist bei Ihnen speziell?
Schmidt: Wir sind kein Produktionsbetrieb an einem Standort, sondern ein dezentraler Dienstleister, der etwa in Krankenhäusern, Thermen oder Pflegeheimen österreichweit tätig ist. Wir beschäftigen 72 Nationen und rund 80 Prozent Frauen. Wir haben keine Maschinen, die wir aufdrehen, oder Algorithmen, die wir beliebig skalieren können. Wir verkaufen Arbeitsstunden und bekommen dafür Geld. Eine einfache Rechnung. In unserer Stammbelegschaft von rund 700 Mitarbeitern gehören einige bereits 30 Jahre dem Unternehmen an. Andererseits leiden wir unter einer hohen Fluktuation. Wir haben inÖsterreich derzeit rund 100 offene Stellen. Die Frage, die uns täglich umtreibt, ist: Wie kann ich die Wechselbereitschaft drücken und die andere Hälfte der Mannschaft mehr an das Unternehmen binden?
Haben Sie ein Rezept dafür?
Schmidt: Wir kennen die Zutaten, aber nicht das Rezept. Früher haben Jobsuchende vor dem Unternehmen gewartet, um sich zu bewerben, heute betreiben wir Onlinerecruiting auf hohem Niveau, um Menschen anzusprechen. Wir probieren und optimieren laufend. Bewährt hat sich die Recruitingseite schmidtarbeiter.at, auf der alle Jobs, unsere Werte und die Benefits auf einen Blick sichtbar sind. Das Problem: Die meisten Leute verlieren wir im ersten Monat des Arbeitsverhältnisses. Wir suchen nach den Gründen dafür und nach Automatismen, um den Onboardingprozess zu vereinfachen. Unsere Erkenntnisse: Die Leute wollen begleitet werden, wollen klare Strukturen, flache Hierarchien und Hilfe fürs Private. Dafür habe ich eine mehrsprachige Schmidt-App programmieren lassen, eine Kommunikationsplattform, die wie Facebook funktioniert. Fast alle Mitarbeiter sind aktiv dabei. Sie können alle relevanten Informationen zum Unternehmen und ihrer Tätigkeit abrufen, können Gruppen bilden, Kommentare abgeben und mit ihrer Aktivität Punkte für eine eigene Bonuswelt sammeln. Das wird sehr gut angenommen. Wir versuchen mit externen HR-Profis den Objektleitern vor Ort bessere Werkzeuge in die Hand zu geben. Hier geht es etwa um Resilienz im Alltag und Konfliktmanagement. Wir sind hier in einem riesigen Change-Prozess. Wenn du hier nicht gut aufgestellt bist, wirst du von Mitbewerbern überholt.
Stichwort Digitalisierung: Lassen sich Reinigungstätigkeiten nicht automatisieren, etwa mit Robotern?
Schmidt: Die Nachgehautomaten funktionieren gut auf großen Flächen mit wenig Menschen, nicht aber in Krankenhäusern auf mehreren Ebenen. Diese Roboter sind teuer und technisch zu wenig ausgereift, die Kosten-Nutzen-Rechnung funktioniert nicht. Jemand muss sie warten sowie richtig programmieren. Das Mapping der Automaten ist unglaublich schwierig.
Wächst die Branche noch?
Schmidt: Wachstum ist definitiv möglich, aber es ist ein Verdrängungswettbewerb, der hauptsächlich über den Preis funktioniert. Wir nehmen regelmäßig an großen Ausschreibungen teil, machen aber nicht überall mit. Wir sind ein rendite- und kein umsatzorientiertes Unternehmen. Das ist Teil unseres Erfolgs.
Zum Unternehmen
Die Schmidt Saubere Arbeit. Klare Lösung. GmbH wurde von Wenzel und Edda Schmidt in Ried im Innkreis gegründet. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.300 Mitarbeiter und hat Niederlassungen in ganz Österreich. Schwerpunktmäßig ist das Unternehmen im Gesundheits- und Thermenbereich unterwegs. Die Tätigkeiten erstrecken sich über die Hausverwaltung, Gebäudereinigung bis hin zum Sicherheitsdienst. Wenzel Schmidt hat sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und leitet die Schmidt Holding.