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Notar Bernd Alber
Notar Bernd Alber im Interview mit Weekend Business.
Notar Bernd Alber im Interview mit Weekend Business.
HERMANN WAKOLBINGER

Firmenübergabe: „Nicht die Katze im Sack kaufen“

20.06.2023 um 11:36, Jürgen Philipp
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Interview. Der Notar Bernd Alber über Do's and Don'ts des Übergabeprozesses innerhalb der Familie beziehungsweise bei externen Käufern.

Weekend: Österreich ist das Land der Familienbetriebe. Übergaben können heikel sein. Was gilt es zu beachten, damit es in der Folge nicht zu unsinnigen Streitigkeiten kommt?
Bernd Alber:
Bei Übernahmen innerhalb der Familie sollte man sich schon Jahre vorher überlegen, wer geeignet wäre, das Unternehmen zu übernehmen. Man muss sich klar werden, ob einem der Familienfrieden wichtiger ist, als der Geldbetrag. Man will sich ja unterm Christbaum noch in die Augen schauen können. Idealerweise hat ein Familienmitglied die Mehrheit; wenn sich zwei, drei oder mehrere Personen abstimmen müssen, wird es schwierig, und Streit könnte vorprogrammiert sein. Deshalb braucht es einen bestmöglich ausformulierten Gesellschaftervertrag, der für alle passt. Notare haben in diesem Prozess eine mediatorische Funktion. Bei der konkreten Ausgestaltung, etwa Gewinnausschüttungen, Kleingesellschafter, das Auszahlen der anderen, oder der Errichtung einer Privatstiftung, gibt es keine zwingenden Normen.

Man will sich ja unterm Christbaum noch in die Augen schauen können.

Bernd Alber, Notar

Tipps für den externen Verkauf

Weekend: Und auf was kommt es an, wenn man „extern“ verkauft?
Bernd Alber: Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, etwa ein Management Buy Out (MBO). Auch hier kann man sich schon vorher ansehen, ob diese Person geeignet ist, etwa wie sie mit den Mitarbeitern umgeht. Es können auch Konkurrenten die Firma übernehmen, da gilt es wettbewerbs- und kartellrechtliche Fragen abzuklären.

Finanzierung

Weekend: Wie können es sich Manager oder Mitarbeiter leisten, eine ganze Firma zu übernehmen?
Bernd Alber: Es kann der Übergeber, wenn er das Geld nicht sofort braucht, Ratenzahlungen oder eine stückchenweise Übertragung der Anteile beziehungsweise Aktien anbieten. Die Finanzierung durch Banken ist aber in solchen Fällen meist kein großes Problem. Sie sind interessiert daran, dass gute Unternehmen auch weitergeführt werden. Es stehen ja auch meist reale Werte hinter einem Unternehmen.

Die größten Fehler

Weekend: Was sind allgemein gesprochen die größten Fehler in einem Übergabeprozess?
Bernd Alber:
Man muss sich bei der Due Diligence Prüfung alle Verträge anschauen, welche die Firma abgeschlossen hat, und darf keineswegs die Katze im Sack kaufen. Der zweite große Fehler ist zu viel oder zu wenig für das Unternehmen zu verlangen. Due Diligence Prüfungen können Juristen, Notare und Rechtsanwälte übernehmen. Bei der Unternehmensbewertung ist es ratsam, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ins Boot zu holen.

Bis 2027 stehen rund 42.000 Unternehmen in Österreich vor der Übergabe. Welche Möglichkeiten gibt es und wie kann man potenzielle Familienstreitigkeiten bereits im Vorfeld verhindern? Hier geht's zum Artikel „Der Nächste bitte! Worauf achten bei Firmenübergabe“.

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