Arbeitskräftemangel: Gehen uns die Kräfte aus?
Laut Wirtschaftskammer ist Österreich das vom Fach- und Arbeitskräftemangel am stärksten betroffene Land in Europa. Alleine im ersten Quartal 2023 gab es laut den heimischen Betrieben 228.300 offene Stellen, ein Jahr davor waren es mit 227.700 fast gleich viele. Im Vor-Coronajahr 2019 lag die Zahl noch bei 145.400. Wir sehen also: Tendenz deutlich steigend.
Wie geht‘s weiter?
Die Entwicklung wird in den kommenden Jahren weiter an Fahrt aufnehmen, denn die geburtenstarken "Babyboomer"-Jahrgänge verabschieden sich in den Ruhestand. Früher als ursprünglich erwartet dürfte zum Beispiel die Pensionierungswelle bei LehrerInnen heuer laut Bildungsministerium ihren Höhepunkt erreicht haben. Die Wirtschaftskammer warnte schon im Frühjahr, dass bis zum Jahr 2040 Berechnungen zufolge 363.000 Arbeitskräfte fehlen würden. Und das könnte den Staat in Summe 150 Milliarden Euro kosten.
Bundesländer-Unterschiede
Um den Arbeitskräftemangel besser im Blick zu behalten, hat das Arbeits- und Wirtschaftsministerium gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice das "BMAW AMS Fachkräftebarometer" ins Leben gerufen. Dieses liefert einen aktuellen, quartalsweisen Überblick über Fachkräfteengpässe auf Berufsebene. Außerdem sieht man den unterschiedlichen Bedarf in den einzelnen Bundesländern. Während in Wien vor allem ErzieherInnen und KrankenpflegerInnen fehlen, sind in Oberösterreich Industrie- und Gewerbekaufleute am meisten gefragt, in Kärnten hingegen sind zwei der Top fünf Engpassberufe der Tourismusbranche zuzuordnen.
Online
Sieht man sich die Thematik anhand von Online-Stellenausschreibungen an, zeigt sich: Die Branche mit den meisten offenen Stellen (43.886) war im Juli 2023 der Bereich Handel, Logistik und Verkehr.
Fachkräfte der Zukunft
Kann man dem Trend entgegenwirken? Zum einen braucht es in gewissen Branchen wie etwa im Pflegebereich, bessere Arbeitsbedingungen, wie sich betroffene Mitarbeiter, Gewerkschaft und Arbeiterkammer einig sind. Ein Ansatz, dem bereits viele Betriebe folgen, ist außerdem eine betriebsinterne Lehrlingsausbildung. Denn so können Unternehmen die benötigten Fachkräfte von morgen selbst ausbilden.