Kommentar: Die SPÖ-Erregung ist zum Gähnen
Handynachrichten haben schon so mancher Ehe den Garaus gemacht. "Wo bleibst du Liebster?", entnimmt die Gattin der WhatsApp an den Gatten. Der hat wohl aufs Date vergessen und sitzt im Hobbykeller. So ähnlich ist das mit den Chats von Politikern. Erreichen sie nicht (nur) den gemeinten Adressaten, ist der Schaden groß. Nach Schmid und Kloibmüller zeigte sich jetzt: Auch NÖ-Landeshauptfrau Johann Mikl-Leitner bediente ihre Tastatur zu forsch – Weekend berichtete.
Die Roten waren ihr mal wieder auf die Nerven gegangen, Mikl-Leitner machte sich per SMS an ihren Kabinettschef Luft. Das unschöne Wort vom "Gsindl" fiel. Jetzt, sechs (!) Jahre später, tat Mikl-Leitner tat das einzig Richtige und entschuldigte sich: "So sollte man weder miteinander noch übereinander reden."
Stimmt. Und Aus. Doch die verunglimpften Roten sehen das anders. Statt souverän, meinetwegen auch arrogant zu reagieren (Motto: "Wir sind nicht überrascht, und jetzt reden wir bitte über Wichtigeres"), wurde die ganz große Empörungsmaschine angeworfen. Für SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch ist die ÖVP an einem "neuen Tiefpunkt" angelangt. Er fordert Neuwahlen.
Dass sich die SPÖ über die Beleidigung ärgert, ist verständlich, Mikl-Leitners Entschuldigung das Mindeste. Ihr Bedauern hat sie bereits ausgedrückt. Ja, der Ton der SMS ist schlimm. Und so ein "Sorry" geht leicht über die Lippen, schon klar. Trotzdem: Ein Rücktritt der gesamten Regierung ist eine Maximalforderung, die man sich besser für Gelegenheiten aufhebt, die nicht mit Befindlichkeiten als Partei zu tun haben.