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Ein Mann hält ein Messer in der Hand.
Messerattacke: Einsatzkräfte waren schnellstmöglich vor Ort.
Messerattacke: Einsatzkräfte waren schnellstmöglich vor Ort.
iStock.com/Aramyan

"Suicide by Cop": Mann sticht Polizisten nieder

20.09.2024 um 13:55, Simone Reitmeier & APA, Red
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Ein Jordanier steht heute vor Gericht, weil er einem Polizisten ein Messer in die Brust gerammt hat. Ohne Schutzweste hätte das Opfer womöglich nicht überlebt.

Nach einem Messerangriff auf einen Polizisten hat sich am Freitag ein 41-jähriger Mann bei einem Prozess im Wiener Straflandesgericht wegen versuchten Mordes verantworten müssen. Dem Jordanier wurde vorgeworfen, im Mai einem 24-jährigen Polizeibeamten am Keplerplatz von hinten in Tötungsabsicht in die rechte Brust gestochen zu haben. Der Polizist trug ein Stichschutz-Gilet, weshalb es zu keinen Verletzungen kam. Der Angeklagte zeigte sich nur teilweise schuldig.

Unfruchtbar: Psychischer Ausnahmezustand

Der Jordanier, der in Österreich als Flüchtling anerkannt war, räumte bei der Verhandlung die Tat am 24. Mai 2024 ein, von der es auch eine eindeutige Videoaufzeichnung einer mobilen Überwachungsstation gab. Er habe kurz zuvor erfahren, dass er unfruchtbar sei und dadurch in einen psychischen Ausnahmezustand geraten. Da er nicht den Mut aufbrachte, sich selbst zu töten, wollte er mit dem Messerangriff auf den Polizisten erreichen, dass er von dessen Kollegen erschossen wird. Diesen "Suicide by Cop" gestand der Beschuldigte auch ein.

Tötungsabsicht zurückgewiesen

Während er bei seinen ersten Aussagen angab, dass er den Polizisten mit der Attacke töten wollte, wies er bei dem Geschworenenprozess (Vorsitz: Richter Christian Noe) jede Tötungsabsicht zurück. Er habe vielmehr "aus seiner Lebenserfahrung aus dem Fernsehen" gewusst, dass alle Polizistinnen und Polizisten Schutzwesten tragen, die sie vor Messerstichen schützen. Warum er dann mit dem Messer mit einer Klingenlänge von 19,5 Zentimetern derart heftig auf den Beamten einstach, dass sich die Klinge verbog, konnte er nicht erklären.

Ohne Schutzweste wäre Polizist tot

Aus dem Gutachten des medizinischen Sachverständigen ging hervor, dass der Polizist ohne Schutzweste tödliche oder mindestens lebensbedrohliche Verletzungen erlitten hätte. Der Beamte ist seit der Tat zudem in psychologischer Behandlung und nur mehr im Innendienst im Innenministerium tätig.

Zwei medizinische bzw. psychiatrische Sachverständige bescheinigten dem Angeklagten volle Zurechnungsfähigkeit. Beim Tatzeitpunkt lag auch keinerlei Beeinträchtigung durch Alkohol oder Drogen vor. Auf der Tatwaffe wurde zudem DNA des Jordaniers sichergestellt.

Angriff in Favoriten

Der Tatort liegt innerhalb einer in Favoriten verhängten Waffenverbotszone. Diese trat am 30. März in Kraft, nachdem es im Bereich Reumannplatz - Keplerplatz zu einer Häufung von Messerstechereien gekommen war. In diesem Zusammenhang sind bereits mehrere Mordversuch-Verfahren gerichtsanhängig.

Die Geschworenen zogen sich am späten Vormittag zur Beratung zurück. Ein Urteil wird noch heute erwartet.

Hier bekommen Sie Hilfe

Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.

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