Diesen Mist machen die Wiener
Keine Beute aus dem Shoppingtempel, dafür das nächste Packerl an der Tür. Übervolle Kühlschränke für die nächste üppige Mahlzeit am Home-Office-Schreibtisch. Kartons, die sich nach jedem gelieferten Menü bei den Kochmuffeln stapeln: Die Pandemie hinterlässt Spuren – auch in unserem Abfall. Der Mistberg, den die Haushalte produzieren, ist im letzten Jahr zwar nicht in den Wiener Himmel gewachsen, wie die MA 48 meldet. Sein Innenleben hat sich aber deutlich verändert: Mit der Viruskurve stieg vor allem auch der Verpackungsanteil.
Änderung bei den Abfallmengen
- Die Gesamtmüllmenge aller Haushalte belief sich im Jahr 2020 auf 526.000 Tonnen. Die Abfallmenge blieb damit im Jahresvergleich annähernd gleich.
- Der Anteil der Bio-Abfälle steig um fünf Prozent auf 71.000 Tonnen.
- Der Verpackungsmüll wird mehr. Im letzten Jahr warfen die Wiener 12.000 Tonnen in die Mistkübel. Damit wurden im Pademiejahr 15 Prozent mehr in den Haushalten angesammelt und entsorgt.
- Auffällig: Im Jahr 2020 sank die Altpapiermenge im Jahresschnitt um fünf Prozent auf 103.000 Tonnen. Dafür wurden viel mehr Kartons entsorgt.
Erhöht haben sich laut dem städtischen Altstoffentsorger auch die gesammelten Mengen. Dass die Österreicher beim Sammeln vorbildlich sind, bestätigt Annette Stolz von Global 2000. Auch wenn die Wiener hier im Vergleich mit den ländlicheren Regionen durchaus noch aufholen könnten. Darüber hinaus gilt: Richtiges Recycling ist gut, Müllvermeiden besser. Vor allem beim Einwegmüll, der durch Lieferdienste und Versandhandel verursacht werde. Ihr Tipp: Auch im Lock-down lokal einkaufen und auf Abholmöglichkeiten der Händler zurückgreifen!
Grüner Postweg
Die Logistiker sind längst auf der Suche nach umweltfreundlicheren Antworten. Die Post, die ihre Paketmengen im letzten Jahr landesweit um 30 Prozent steigern konnte und auch heuer laut Pressesprecher Markus Leitgeb von zweistelligen Zuwachsraten ausgeht, forscht seit letztem November gemeinsam mit dem gemeinsam mit dem Netzwerk „Logistikum.Retail“ an grünen Verpackungslösungen.
Nachhaltiger Genuss
Alternativen entwickelt gleichzeitig der Essenszustelldienst mjam. Mit Juni sollen Restaurantpartner bereits auf nachhaltiges Material zugreifen können. „Wir testen zunächst sechs verschiedene Verpackungstypen“, so Marketingchefin Victoria Robinson gegenüber weekend. Geforscht werde auch an einem umsetzbaren Mehrwegsystem. Schon jetzt können hungrige Wiener über einen Filter auf der Unternehmens-App nachhaltige Restaurants auswählen. Dieser Testlauf soll zu einem späteren Zeitpunkt auch national Schule machen.
Edelstahl statt Plastik
Sushi für fünf Minuten, ein Sack voller Müll für eine halbe Ewigkeit. Isabelle Weigand wollte sich damit nicht mehr abfinden. Mit dem Start-up Skoonu kocht sie ihr eigenes Verpackungs-Süppchen. „Ich wollte nicht schlechtes Einwegplastik durch besseres Mehrwegplastik ersetzen“, sagt die Tüftlerin.