Nico Raschner: Schauspiel ist alles
Warum bleibt ein so großes Talent im kleinen Vorarlberg?
Nico Raschner: Das Theater für Vorarlberg ist ein großartiges Haus, in dem Intendantin Stephanie Gräve Programme auf die Bühne bringt, die auch in Metropolen wie München oder Berlin bestehen könnten. Der Falco-Liederabend war ein Wendepunkt für mich, der viel verändert hat. Ich kann eigene Projekte gestalten, die Band auswählen, singen, musizieren etc. Diese Freiheiten und das anspruchsvolle, urbane Programm mit Stücken von Werner Schwab bis Sarah Kane fordern und inspirieren mich.
Was hat Sie als Kind bereits fasziniert und wie hat sich das entwickelt?
Nico Raschner: Meine Mutter nahm mich früh ins Kindertheater mit. Schon als Kind reichten wenige Requisiten, um mich zu begeistern. Mit 9 wollte ich im Theaterclub spielen, der erst ab 10 erlaubt war. Seitdem hat mich das Theater nie losgelassen – die Energie und der Wille, sich voll reinzuwerfen, blieben. Über die Jahre wurde klar, dass der Beruf intensiven Einsatz und harte Arbeit verlangt: so wie bei „Fest des Lamms“ wo ich am Schluss jeweils 10 Minuten im eigenen Schweiß auf der Bühne lag...
Wie behält man dermaßen viele unterschiedliche Texte?
Nico Raschner: Heutzutage gibt es keine Souffleure mehr, aber als Backup ist immer eine Regieassistentin da. Im März spielte ich fünf Stücke parallel und probte ein sechstes – das erfordert echtes Büffeln, lautes Memorieren und einen exakten Zeitplan. Sollte ich mal hängen, dauert es ca. vier Sekunden bis der Text wiederkommt, aber wir Schauspieler beherrschen das Improvisieren gut und retten solche Momente.
Sie schreiben auch Kurzgeschichten und Stücke?
Nico Raschner: Ja, beim Schreiben lasse ich mich – im Gegensatz zur akribischen Vorbereitung im Schauspiel – von Einfällen treiben. Oft gibt es tagelang keine Idee, und dann schreibe ich alles in einer Nacht. Es ist viel impulsiver und intuitiver. Ich habe auch zwei Kurztheaterstücke im Auftrag geschrieben.
Kann Theater gesellschaftliche Themen aufbrechen?
Nico Raschner: Theater ist für mich ein zentraler Ort für gesellschaftlichen Diskurs. Nicht jedes Stück muss politisch sein, aber ein ausgewogener Spielplan braucht solche Werke. Steinbecks „Von Mäusen und Menschen“ zerlegt den amerikanischen Traum meisterhaft. Viele Produktionen sind gesellschaftlich bedeutend. Hamlet bleibt aktuell und spiegelt den heutigen Zeitgeist wider. Im November kehrt The Perfect Moment zurück, während ich bereits für das Weihnachtsmärchen „Emil und die Detektive“ probe, in dem ich den Emil spiele – begleitet von Musik und Liedern, das bis Januar das Publikum begeistern soll. Schaut vorbei!
Zur Person: Nico Raschner
- Jahrgang 1996
- Lebt in Bregenz;
- Familienstand: in Partnerschaft
- Werdegang: Matura BG Bregenz, Schauspielhaus Salzburg 2015–2018, seit 2019 Ensemblemitglied am Vorarlberger Landestheater; nominiert für den STELLA-Award 2024.
- Hobbies: Laufsport, Schlagzeug, Gesang, Literatur, Hörspiele schreiben
- www.nicoraschner.at
- www.landestheater.org
Solostück „WiLd!“
Seit August 2021 spielt Raschner „WiLd!“ auf Vereinbarung in Klassenzimmern. Am 26. 1. 2025 ist es in der „Familienbox um 3“ am Theater für Vorarlberg zu sehen. Es geht um Billy, der ständig in Bewegung ist und seine Umgebung fordert.