Der Wegbereiter: Günter Meusburger
Weekend: Warum eine neue Strategie?
Günter Meusburger: Das hat mehrere Gründe. Einerseits haben die Aufgaben der Gemeinden in den vergangenen Jahrzehnten massiv zugenommen. Andererseits wurde der Gemeindeverband neu strukturiert. Umweltverband und Gemeindeinformatik sind unter diesem Dach organisiert, die Kompetenzen wurden gebündelt. Wollen wir für die kommenden Jahre gerüstet sein, braucht es ein gemeinsames Zukunftsbild und die richtigen Schwerpunktsetzungen.
Weekend: In welchen Bereichen wachsen die Herausforderungen am meisten?
Günter Meusburger: Generell sind das viele. Im Zentrum stehen insbesondere die Bereiche Soziales und Gesundheit mit steigenden Anforderungen in Pflege und Kinderbetreuung und natürlich die Digitalisierung. Bereits vor Corona haben allein Soziales und Gesundheit 30 Prozent der laufenden Kosten der Gemeinden ausgemacht. Und sie werden weiter steigen. Gerade deshalb braucht es auch zukünftig einen starken Vorarlberger Gemeindeverband.
Weekend: Was sind denn die wichtigsten Inhalte?
Günter Meusburger: In Anbetracht der stetig zunehmenden Aufgaben hat der Schutz der Gemeindeautonomie hohe Priorität. Es sind nicht alle Gemeinden gleich. Die Gemeinden brauchen daher Entscheidungs- und Gestaltungsspielräume. Dafür braucht es eine starke Interessenvertretung. Damit das Präsidium die Positionen der Gemeinden noch besser wahrnehmen und vertreten kann, werden wir die Information und Kommunikation verstärken – sowohl analog als auch digital. Neben mehr formellen, aktiven Netzwerktreffen wollen wir zum Beispiel eine digitale Zusammenarbeitsplattform zwischen Gemeinden und Gemeindeverband etablieren. Erste Schritte dazu sind bereits gesetzt.
Weekend: Der Gemeindeverband ist ja auch Serviceorganisation, nicht nur Interessenvertretung.
Günter Meusburger: Genau. Vorarlberg ist wohl das einzige Bundesland ohne Gemeindeabteilung im Land. Aus diesem Grund ist der Servicebereich bei uns sehr stark ausgeprägt. Wir unterstützen die Gemeinden bei Rechts- und Finanzfragen, in der Abfallwirtschaft, der IT, bei der Gemeindeentwicklung und bei vielem mehr. Als Serviceorganisation wollen wir uns in Zukunft noch weiter professionalisieren und auch moderne Werkzeuge, wie zum Beispiel eine digitale Wissensplattform zum Einsatz bringen.
Weekend: Wie sieht es mit Kooperationen aus?
Günter Meusburger: Gemeindekooperationen werden wir weiter forcieren, das ist ein Gebot der Stunde. Sie tragen dazu bei, die hohe Qualität der Leistungen in den Gemeinden zu gewährleisten, Kosten zu sparen und Gestaltungsspielräume zu sichern. Übrigens ist Vorarlberg mit rund 280 formellen Gemeindekooperationen österreichweit Spitzenreiter. Im Schnitt kommt jede Gemeinde auf rund 27 Kooperationen.
Zur Person: DR. GÜNTER MEUSBURGER
Geschäftsführer Vorarlberger Gemeindeverband
- 1986 geb., aufgewachsen in Bizau
- Verheiratet
- Werdegang: Studium der Rechtswissenschaften und des Wirtschaftsrechts in Innsbruck, Rechtsanwaltsprüfung in Liechtenstein, tätig u.a. bei Russmedia, Rechtsanwaltskanzlei in FL
- Hobbies: Musik, Sport