„Cafè Fuerte“: Erzähltheatermacher
Weekend: Eure Themen treffen oft den Nerv der Zeit – mit Kalkül?
Tobias Fend: Wir produzieren Themen, die mit der Lebensrealität des Publikums zu tun haben, wir treffen eine Themenauswahl aus dem, was uns selbst
gerade beschäftigt. Wir setzen uns vier Monate mit einem Stück auseinander, der Stoff muss also mindestens so lange halten. Allerdings war es fast unheimlich, wie unsere Produktionen „die Wand“ und „Pakete Pakete“ von der Realität der Pandemie eingeholt worden sind.
Weekend: Worum geht es beim „Der schwarze Hund“?
Danielle Fend-Strahm: Das Stück wurde inspiriert vom Bilderbuch des Briten Levi Pinfold, in dem vor dem Haus einer Familie ein Hund auftaucht und immer größer wird. Wir verarbeiten, was da ist, stellen Fragen und geben Denkanstöße. Wir verarbeiten unterschiedliche Themen künstlerisch und holen die Leute dort ab wo sie sind - und bringen sie ein Stück weiter. Beim „Der schwarze Hund“ geht es um die Angst vor etwas, das man nicht kennt. Das wovor man sich fürchtet, wird immer größer und größer. Ist es die Angst vor Covid? Ist es die Angst vor der Impfung oder die Angst vor der Dorfplatzgestaltung? Ist es generell die Angst vor Veränderung, die Angst vorm Unbekannten?
Weekend: Wie findet ihr die Locations?
Tobias Fend: Zuerst geht es darum, zu welchem Stück wir welches Thema inszenieren, dann fängt die Suche nach dem geeigneten Ort – der auch einmal eine Seilbahngondel, eine Lokremise oder eine Alphütte sein kann - an. Wir haben die Möglichkeit überall zu spielen, und haben bei Produktionen ohne Strom z.B. sogar Zuschauer mit Stirnlampen begrüßt. Beim neuesten Stück „Der schwarze Hund“ galt es ein Innen zu finden, und das Außen auszusperren. Das Gasthaus zur Brauerei in Alberschwende war ideal und es war auch sehr unkompliziert, diese Location von der Gemeinde für die Veranstaltungen zu erhalten. Dieser Ort fasziniert – die Alberschwender Termine sind bereits alle ausverkauft.
Weekend: Wie wichtig ist die Musik?
Café Fuerte: Die Stücke leben von genauem Timing, von Musikalität, von Körperlichkeit. Mit Florian Wagner haben wir einen großartigen Musiker, der Musik für Chello, Hackbrett, Schlagzeug, Bass, Gitarre u.a. komponiert hat. Für jedes Stück komponiert er eine eigene musikalische Begleitung - das gehört für uns wie die Spielortsuche dazu und zählt zur Grunddefinition. Wie tönt es? Hat es etwas Antreibendes, Fliegendes, Märchenhaftes? Die Ausstattung besorgt Danielles Bruder Matthias Strahm, der auch die Puppen baut, es spielen Meda Banciu, Tobias Fend, Stefan Weigelin und Gregor Weisgerber.
Weekend: Gibt es ein Ranking eurer Lieblingsproduktionen?
Danielle Fend-Strahm: Das Lieblingsstück ist meistens das, das gerade dran ist, da ist man am tiefsten drin. Viele Produktionen der Vergangenheit mochten wir sehr gerne. Aktuell ist die Herausforderung Hundepuppen zu integrieren. Tobias Fend: Das Schöne ist, sich immer aufs Neue zu konzentrieren. Wir wiederholen nie etwas was funktioniert hat. Wir versuchen das Publikum weiter zu bringen. Mehr über Vergangenes und aktuelle Termine auf www.cafefuerte.at
Zu den Personen:
Tobias Fend, Texter, Schauspieler
- Jahrgang 1983
- verheiratet mit Danielle, 3 Kinder
- Werdegang: Schauspielstudium am Konservatorium in Wien, Stationen in Aachen, Aalen und St. Gallen, Rottweil, Karlsruhe, seit 2012 Café Fuerte mit Sitz in Hittisau
- Hobbies: Skitouren, Bergsport
Danielle Fend-Strahm, Regisseurin
- Jahrgang 1982
- Geboren in Zürich
- verheiratet mit Tobias, 3 Kinder
- Theater- Film- und Medienwissenschaftsstudium in Wien, Assistenz am Grazer Schauspielhaus, freischaffende Regisseurin, seit 2012 Café Fuerte mit Sitz in Hittisau
- Hobbies: Outdooraktivitäten