Imagewandel Lehre – optimales Sprungbrett
Weekend: Hat sich das Image der Lehre in den letzten Jahren gewandelt? Und wo steht sie aktuell?
David Narr: Allerdings, und zwar sehr zum Positiven. Und das nicht aufgrund teurer Werbekampagnen, sondern aufgrund der Tatsache, dass sehr viele Akteure mittlerweile die Lehre als qualitative Fachausbildung begreifen und ihr Wirken danach ausrichten. Der Wein wird immer besser, da ist das Etikett auf der Flasche für den Verkauf nicht mehr so ausschlaggebend.
Wo sehen Sie Nachholbedarf von Seiten der Politik?
David Narr: Hier sehe ich vor allem die Bundesregierung in der Pflicht. Keine Lippenbekenntnisse bzgl. Fachkräfteausbildung mehr, sondern Taten setzen – zum Beispiel sollte die Aufwertung der Fachberufsschulen oder die Einrichtung eines eigenen Staatssekretariats für die Lehrlingsausbildung realisiert werden.
Was sind die Stärken der Lehre?
David Narr: Lernen im Echtbetrieb. Viele Schulen richten Übungsfirmen ein, um ihren Schülern einen kleinen Blick in die Arbeitswelt bieten zu können. Das braucht die Lehrlingsausbildung nicht. Da stehen unsere zukünftigen Fachkräfte täglich mit beiden Füßen in der betrieblichen Realität.
Wie steht Tirol im internationalen Vergleich in puncto Lehre da?
David Narr: Wir werden international in dieser Hinsicht sehr geschätzt. Mehr als das im Inland derzeit noch passiert. Hier bewahrheitet sich der Spruch: Der Prophet im eigenen Land gilt nichts.
Lehrlingswettbewerbe sind ein wichtiger Pfeiler in der Ausbildung. Warum, was ist das Ziel der Wettbewerbe?
David Narr: Jeder Wettbewerb hat eine Vorbildleistung und eine Strahlkraft, um die Jugend in Tirol zu begeistern und zu zeigen, wie weit man mit einer Lehrausbildung kommen kann. Den Lehrlingen soll die Gelegenheit geboten werden, Berufskenntnisse und Fähigkeiten mit ihren Berufskollegen schon während der Lehre zu vergleichen, zu erproben und außerhalb des üblichen Prüfungswesens unter Beweis zu stellen. Weitere wichtige Aufgaben von Wettbewerben sind Imageaufwertung der Lehrberufe, Fachkräftesicherung sowie die Stärkung der dualen Ausbildung. Neben der persönlichen Auszeichnung stehen die Medaillen für die Qualität des Wirtschaftsstandorts Tirol und vor allem für unser Duales Bildungssystem. Es zeigt sich, dass die dringend benötigten Fachkräfte in den heimischen Betrieben hervorragend ausgebildet werden. Die Leistungen der Jugendlichen bei den vielen Wettbewerben zeigen die hohe Ausbildungsqualität in den Tiroler Lehrbetrieben. Deren Ausbilder und Ausbilderinnen vermitteln praxisnah die facheinschlägigen Fertigkeiten und Kenntnisse im realen wirtschaftlichen Umfeld. Den Preisträgern und Preisträgerinnen gehört die Zukunft. Haben sie doch Einsatz, Leistungswillen und Durchsetzungsvermögen bewiesen – Attribute, die für den weiteren Lebensweg nur von Vorteil sein können.
Sie haben ja selbst mit einer Lehre als Installateur Ihren beruflichen Weg begonnen. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?
David Narr: Ich musste meinen Beruf als Installateur aus gesundheitlichen Gründen wechseln. Heute bin ich Prokurist bei Holly Kaffeesysteme und Lehrlingskoordinator der WK Tirol. Die Lehre brachte mir aber eine der wichtigsten Fähigkeiten bei: Durchhaltevermögen. Das merkte ich vor allem dann, als ich einen neuen Beruf erlernen musste: Egal wie schwer es war, ich blieb dran und zog es durch. Fragt mich heute jemand, wer ich bin, sage ich als Erstes aber immer noch Installateur. Darauf bin ich sehr stolz und möchte auch andere dazu ermutigen, es zu sein.