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Martin Dimitrov/istockphoto.com

Psychische Folgen nach Corona-Erkrankung

10.03.2021 um 08:48, Teresa Frank
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Dass manche Genesene noch monatelang mit den körperlichen Folgen des Corona-Virus zu kämpfen haben, ist mittlerweile weitläufig bekannt. Aktuell rücken aber auch die neurologischen und psychischen Folgen der Krankheit stärker in den Vordergrund.

Während der Krankheit scheinen nicht nur die Lunge und Atemwege vom Virus angegriffen zu werden, sondern auch Hirn und Nervensystem können Schäden davontragen. „Man geht davon aus, dass das Virus durch die Nasenschleimhaut über die freien Nervenenden zum Gehirn gelangt. Bekanntere neurologische Folgen sind beispielsweise der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns, der aber im Normalfall wieder zurückkehrt. Das kennt man auch schon von anderen Viruserkrankungen wie beispielsweise der Influenza“, weiß die Vorständin der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin Eva Reininghaus. Weitere Symptome sind Schwindel und Kopfschmerzen, Unruhe und Ataxie, eine Störung der Bewegungskoordination. Auch über eine verschlechterte Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisprobleme klagen Betroffene häufig. In extremen Fällen kann das Virus sogar die Blutgerinnung beeinflussen, was bei schweren Verläufen zu Gehirnblutungen und Schlaganfällen führt. „Das kommt aber relativ selten vor“, erklärt die Expertin.

Kombinierte Belastungen 

Wie genau wirkt sich das Virus aber auf die Psyche aus? „Das Virus verursacht Entzündungen im Körper, welche wiederum Depressionen zur Folge haben können“, erläutert Frau Reininghaus. „Jedoch ist es wahrscheinlicher, dass die aktuellen Rahmenbedingungen der Corona-Maßnahmen die depressiven Stimmungen verstärken. Man kann da keine klare Trennung statuieren, was durch das Virus selbst und was durch die sozialen Einschränkungen ausgelöst wird.“ Aufgrund des Social Distancing müssen nämlich viele Menschen auch auf Berührungen und Nähe verzichten. Diese Berührungen sorgen normalerweise für die Ausschüttungen von Hormonen, wie beispielsweise Oxytocin, das Ängste vermindert und antidepressiv wirkt. „Dann kommen bei vielen auch noch finanzielle oder familiäre Sorgen hinzu, die die Belastung noch verstärken. Damit sehen sich besonders Frauen oft konfrontiert. Die fehlende Strukturierung des Tages, die normalerweise psychische Gesundheit fördert, fehlt momentan auch bei vielen. Das alles wirkt sich enorm auf die psychische Gesundheit aus“, sagt Reininghaus.

  Eva Reininghaus ist Vorständin der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin in Graz

Zu früh für Studien

Eine Studie aus Wuhan, die im Jänner 2021 veröffentlicht wurde, zeigt, dass 23 Prozent der untersuchten Patienten noch sechs Monate nach der Erkrankung unter Depressionen und Angststörungen sowie 26 Prozent an Schlafstörungen litt. Auch eine Studie des Oxford Health Biomedical Research Centre fand heraus, dass eine Covid-Erkrankung bei jeder fünften Person zu psychischen Problemen führen kann. Forscher beschäftigen sich zudem bereits mit der Frage, ob es bei Patienten mit neurologischen Symptomen dauerhafte Auswirkungen auf die Kognition gibt bzw. ob die Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson beschleunigt wird. Laut Eva Reininghaus sind Studien wie diese jedoch wenig aussagekräftig: „Das Problem bei diesen Studien ist, dass es keine Voruntersuchungen zu den Patientinnen und Patienten gibt. Das heißt, man weiß nicht, wie ihre Konzentrations- und Merkfähigkeit vor der Krankheit ausgesehen hat. Langzeitfolgen sind außerdem aktuell noch nicht wirklich feststellbar.“

Anstieg an Krankheiten

Die vermehrten psychischen Belastungen, mit denen die Bevölkerung zu kämpfen hat, spürt die Psychiaterin auch in Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin. „Wir bemerken einen starken Anstieg der schweren Krankheiten, wie beispielsweise Depressionen. Es hat zwar zwischendurch eine Zeit gegeben, wo die Menschen Angst hatten, ins Krankenhaus zu gehen, aber aktuell sind wir wieder völlig ausgelastet,“ ergänzt sie.

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