Anton Lang: Mit Rendi-Wagner Voll auf Linie
weekend: Die SPÖ Steiermark ist umgezogen. Steht das symbolisch für eine Art Aufbruch?
Anton Lang: Wir haben in der Metahofgasse die Möglichkeit bekommen, uns so einzurichten, wie wir es uns für die Zukunft vorstellen, mit Hauptaugenmerk auf Medienarbeit und die neuen Möglichkeiten durch Social Media. Wir wollen eine Servicestelle für unsere Mitglieder, Wähler und die gesamte steirische Bevölkerung sein. Außerdem kann es nicht sein, dass wir im Büro sitzen, wir müssen hinaus zur Bevölkerung.
weekend: Ein Jahr Corona, die Regierungsparteien im Bund befinden sich im Sinkflug und dennoch kann die SPÖ nicht profitieren. Warum?
Anton Lang: Wenn man die Ausgangsposition vor Corona hernimmt, ist der Abstand von SPÖ und ÖVP ein ganz anderer gewesen als jetzt. Das muss man zur Kenntnis nehmen. Damals hat man den Türkisen in allen Umfragen 40 Prozent und mehr vorausgesagt. In der Corona-Zeit hat sich aber gezeigt, dass wir die einzige Partei sind, die doch ordentlich zulegen kann. weekend: Eine aktuelle Standard-Umfrage sieht die SPÖ bei 26 Prozent … Anton Lang: Ja genau, Mitte 20% wird uns vorausgesagt und das ist gut. Natürlich würden wir uns wünschen, dass die Kurve steiler raufgeht, es ist aber für die politischen Parteien während der Corona-Krise schwierig geworden, bei der Bevölkerung das Vertrauen zu bekommen, das man vor der Krise gehabt hat.
weekend: Lebt man mehr von Fehlern der Regierung, als von den eigenen Leistungen?
Anton Lang: Das glaube ich nicht. Gerade unsere Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner hat mit ihrer sehr sachlichen und fundierten Art gepunktet.
Es ist grundsätzlich nicht in den Genen der Sozialdemokratie, dass wir Oppositionspolitik betreiben – weder auf Bundes-, noch auf Landesebene. – Anton Lang über die DNA der Sozialdemokratie.
weekend: Ist der Spagat zwischen kantiger Opposition und Vernunft zu schwierig?
Anton Lang: Es ist grundsätzlich nicht in den Genen der Sozialdemokratie, dass wir Oppositionspolitik betreiben – weder auf Bundes-, noch auf Landesebene. Wir waren über Jahrzehnte Regierungspartei und diese kantige Oppositionspolitik, wie sie sich viele Menschen wünschen, ist nicht unser Stil.
weekend: Sie sind im Vergleich zum burgenländischen Amtskollegen zurückhaltend, was Kritik an Rendi-Wagner betrifft. Bei Hans-Peter Doskozil hat man das Gefühl, dass, wenn sie A sagt, er B sagt …
Anton Lang: Wenn man die Medien verfolgt, kann man zu dem Schluss kommen, dass man häufig nicht der gleichen Meinung ist. Ich glaube, dass intern zwar heftig diskutiert werden kann, aber nach außen mit einer Stimme gesprochen werden sollte. Die SPÖ wäre aus meiner Sicht gut beraten, geschlossen hinter der Parteivorsitzenden zu stehen.
weekend: Kommen wir zur Zeit nach Corona: Das Land Steiermark hat einiges an Schulden angehäuft. Wie angespannt ist die Finanzsituation des Landes?
Anton Lang: Mit der guten Budgetpolitik in den vergangenen Jahren haben wir uns die Basis geschaffen, dass wir uns sehr günstig verschulden können. Wir werden für 2020, wie es jetzt ausschaut, ein Minus zwischen 400 und 500 Mio. im Budget haben. Wir werden auch heuer noch ordentlich Geld brauchen. Das muss uns allen klar sein.
Die SPÖ wäre aus meiner Sicht gut beraten, geschlos- sen hinter der Partei- vorsitzenden zu stehen. – Anton Lang über parteiinterne Kritik an Pamela Rendi-Wagner.
weekend: Wie kann man das Geld wieder zurückholen?
Anton Lang: Auf der einen Seite durch eine höhere Wirtschaftsleistung, durch die es automatisch höhere Steuereinnahmen gibt. Man muss auch schauen, dass internationale Konzerne, die in der Krise so viel verdient haben, auch Steuern zahlen, wo sie ihre Geschäfte machen. Das kann aber, genau wie eine Finanztransaktionssteuer, nur über die EU funktionieren.
weekend: Kommen wir zum Thema Verkehr: Graz plant eine U-Bahn. Wie weit wurden Sie in dieses Projekt eingebunden?
Anton Lang: Ich glaube, es sind sich alle einig, dass etwas gemacht werden muss. Das steht außer Frage. Als zuständiger Verkehrslandesrat sehe ich es natürlich so, dass sich das Problem nicht nur auf die Stadt Graz begrenzt. Wir befinden uns im großen Kernraum der Steiermark und müssen weiterdenken bis Leibnitz, Voitsberg, Bruck und Gleisdorf/Weiz. Wenn wir die Leute nicht vor Ort abholen, dann fahren sie weiter mit dem Auto. Wir müssen diese Pendlerströme abfangen und die Leute dazu bewegen, dass sie ihre Autos stehen lassen. Das U-Bahn-Projekt hängt für mich zu 100 Prozent von der Finanzierung ab. Ohne Beteiligung des Bundes sehe ich da keine Möglichkeit.
weekend: Laut dem Bundeskanzler soll Corona im Sommer im Griff sein. Haben Sie schon Ihren Urlaub gebucht?
Anton Lang: Nein, aber das heißt nichts, weil ich eigentlich einer bin, der in den letzten Jahren immer spontan Urlaub gefahren ist und vor allem auch sehr gerne Urlaub in der Heimat mache. Ich gehe gern auf die Berge – als Obersteirer hat man das vielleicht in den Genen.