Direkt zum Inhalt
LH Christopher Drexler im Weekend Interview
LH Christopher Drexler im Weekend Interview
LH Christopher Drexler im Weekend Interview
Weekend/Chris Zenz

Landeshauptmann Christopher Drexler im Exklusiv-Interview

16.03.2023 um 08:30, Lukas Steinberger-Weiß & Robert Eichenauer
min read
LH Christopher Drexler spricht im Interview über neue „Popularität“, sein Verhältnis zu Hermann Schützenhöfer und wie er die Rolle der Bundesländer definiert.

weekend: Sie sind seit rund neun Monaten Landeshauptmann. Gibt es etwas, das Sie an der Funktion überrascht hat?

Christopher Drexler:  Was mich nicht überrascht hat, ist die Tatsache, dass die Aufgabe eine wunderschöne ist. Verblüfft hat mich, wie groß die öffentliche Wahrnehmung des Landeshauptmanns ist. Man wird einfach von viel mehr Leuten angesprochen. Wenn ich früher vom Landhaus in die Burg zu Fuß gegangen bin, habe ich fünf Minuten gebraucht. Heute gehe ich deutlich länger. 

weekend: Nervt das manchmal auch? 

Christopher Drexler: Nein, gar nicht. Es ist faszinierend, mit so vielen unterschiedlichen Menschen ins Gespräch zu kommen. Wie etwa mit Hermann Schützenhöfer, der eben anruft (schaut auf sein Handy).  

weekend: Haben Sie noch viel Kontakt?

Christopher Drexler: Ja, ich habe noch einen sehr intensiven Kontakt zu ihm. Es vergeht keine Woche, in der wir uns nicht sehen.   

weekend: Hat er auch eine beratende Funktion? 

Christopher Drexler: Nein, da ist Hermann Schützenhöfer sehr diszipliniert. Er hat von Anfang an gesagt, sich im Ruhestand nicht in die aktuelle Politik einzumischen. Und das ist bis dato auch nicht geschehen.  

weekend: Hermann Schützenhöfer wurde die klassische Rolle des Landesvaters zugeschrieben. Sehen Sie sich auch als solcher?

Christopher Drexler: Ich tu mir mit solchen Zuschreibungen immer schwer. Im Übrigen bin ich bereits Vater von vier Kindern. Ich definiere meine Rolle eher als Anwalt der Steirerinnen und Steirer. 

Sind ein Globuli im globalen Kontext

LH Christopher Drexler

weekend: Insgesamt scheint der Gestaltungsspielraum von Landesregierungen überschaubar. Wozu braucht man sie Ihrer Ansicht nach dennoch?

Christopher Drexler: Die Struktur der neun Bundesländer ist ein Teil der österreichischen Erfolgsgeschichte. Der Gestaltungsspielraum einer Landesregierung ist nicht nur in den Buchstaben der Verfassung zu bemessen. Mir ist keine einzige Studie oder Untersuchung bekannt, die darlegen würde, dass zentral organisierte Staaten effizienter sind als Staaten mit ausgeprägtem Föderalismus. 

weekend: Wir haben heuer bereits zwei Landtagswahlen erlebt. In Kärnten hat die ÖVP überraschend dazugewonnen. Ist damit die Krise der ÖVP beendet ?

Christopher Drexler: So kann man das nicht sagen. Landtagswahlen sind zuallererst landespolitische Entscheidungen, die aber natürlich eine gewisse bundespolitische Hintergrundbeleuchtung haben. 

weekend: In Niederösterreich wurde die schwarze Landeshauptfrau abgestraft, in Kärnten ein roter Landeshauptmann. Lässt sich daraus ableiten, dass es grundsätzlich gegen Regierende geht?

Christopher Drexler: Eine Zeit, in der so viele verstörende Krisen parallel existieren, fordert Regierungen besonders heraus. Der Angriffskrieg in relativer Nähe mit einhergehender Teuerung und Energieunsicherheit macht den Menschen Sorgen. Viele haben den Eindruck, dass diese Sorgen nicht ausreichend ernst genommen werden. Dafür werden Regierungen dann abgestraft. Die Reaktion darauf muss sein, dass man den Menschen möglichst gut zuhört und danach handelt.

weekend: Aber können Sie als Landeshauptmann diese Probleme auch lösen?

Christopher Drexler: Natürlich ist die Landesregierung nicht allmächtig und kann nicht alle Probleme lösen. Jedenfalls kann man aber zur Lösung etwas beitragen. Nehmen Sie als Beispiel den Klimaschutz. Natürlich kann die Steiermark den Klimawandel nicht alleine stoppen. Aber heißt das dann, dass man nichts tun soll? Wir können den Klimawandel nicht im Alleingang besiegen, aber wir können im globalen Kontext ein Globuli beitragen.

weekend: In diesem Zusammenhang wird aktuell das Aus von Verbrennungsmotoren auf EU-Ebene diskutiert. Wie stehen Sie dazu?

Christopher Drexler: Mit dieser Position habe ich grundsätzlich ein Problem. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir nachhaltigen Klimaschutz nur durch technologischen Fortschritt erzielen können. Ich glaube aber nicht, dass europäische Parlamentarier tausenden Entwicklungsingenieuren vorgeben sollen, wie technische Lösungen ausschauen sollen. Ich bekenne mich zu Technologie-Offenheit und bin kein Anhänger einer mentalen NGO-Rohrstock-Pädagogik. Viel effizienter ist es, Anreize zu schaffen.

weekend: Etwas in den Hintergrund getreten ist die Coronakrise. Bundeskanzler Nehammer möchte den Maßnahmen-Gegnern die Hand reichen und alles aufarbeiten. Hat man viele Fehler gemacht?

Christopher Drexler: Natürlich sind auch Fehler passiert. In einer solchen Krise gibt es halt keine einfachen Checklisten in der Schublade. Ich bin aber immer noch davon überzeugt, dass die Impfung ebenso wie die Masken einen wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie geleistet haben. 

more