Kommentar: Plädoyer für einen Weihnachtsfrieden
Beinahe wöchentlich ziehen besorgte Bürger, Seite an Seite mit Rechtsradikalen, Neonazis und Verschwörungstheoretikern, durch die Straßen. Die Stimmung wird dabei immer aufgeheizter und aggressiver. Es ist ein Pulverfass, das nur auf den Funken wartet, der es zur Explosion bringt. In Gleisdorf tauchen die Demonstranten immer wieder vor dem Privathaus des Bürgermeisters auf und kleben Zettel mit Botschaften auf das Geschäftslokal seiner Frau. Immer mehr Politiker berichten von Drohbriefen, die sich nicht nur gegen sie selbst, sondern auch ihre Familien richten. Damit ist eine Grenze deutlich überschritten worden. Trotzdem gibt es in Österreich mit der FPÖ noch immer eine Partei, die dieses Treiben unterstützt.
Gräben zuschütten
Die Spaltung ist aber nicht auf die Politik reduziert, sie geht mitten durch die Gesellschaft. Egal, ob Arbeitskollegen, Freunde oder sogar Familie: Corona hat dazu geführt, dass nicht mehr über dieses Thema gesprochen wird – im schlimmsten Fall herrscht völlige Funkstille. Entweder, weil die Fronten schon so verhärtet sind, oder sich eine gewisse Resignation eingestellt hat. Die Frage, die sich aber unweigerlich stellt, ist, wie wir wieder aus diesem Schlamassel herauskommen, wenn die Krise endlich vorbei ist? Nützen wir doch die Weihnachtszeit, um das allgegenwärtige Thema Corona einmal für ein paar Tage auszuklammern. Mit ein wenig Abstand tun sich vielleicht Möglichkeiten auf, wie man zumindest die persönlichen Gräben wieder zuschütten kann. In diesem Sinne: frohes Fest!