Kommentar: Jeder kann Bundeskanzler
Ähnlich wie beim Fußball, wo sich neun Millionen für den Teamchef halten, glauben anscheinend ebenso viele Österreicher sie wären ein besserer Bundeskanzler oder Gesundheitsminister. Dieses Problem ist hausgemacht. Wenn man sich als Politiker immer wieder hinstellt und von einem neuen Stil spricht, diesen aber nach kurzer Zeit gleich wieder über Bord wirft, kann man das nicht gerade als vertrauensbildend bezeichnen. Auch in Sachen Kommunikation ist es gerade vogelwild: Ein Minister kündigt etwas an, nur, um im nächsten Augenblick von einem ressortfremden Minister „abgeschossen“ zu werden. Mit dieser Einstellung macht man es sich ungleich schwerer, wichtige Informationen glaubhaft an die Bevölkerung zu bringen. In einer Krisensituation nicht unbedingt die beste Voraussetzung. Eine
Chance für Graz
Auch die neue Grazer Stadtregierung aus KPÖ, SPÖ und Grünen ist mit den Schlagwörtern „neuer Stil“ und „klare Kommunikation“ in die Amtszeit gestartet. Schon nach den ersten gemeinsamen Auftritten kann man festhalten, dass es zumindest so wirkt, als wäre man auf einer Linie. Vielleicht ist es dem Umstand geschuldet, dass mit Elke Kahr und Judith Schwentner erstmals zwei Frauen an der Spitze der Stadt stehen. Oder es liegt daran, dass sich Elke Kahr nicht unbedingt als „klassische“ Politikerin einordnen lässt und Macht für sie nicht der prioritäre Antriebsgrund für eine Karriere in der Politik ist. Wie es auch sei, mit der neuen Koalition hat Graz die Chance, dem Rest des Landes zu zeigen, dass es auch anders geht, wenn man nur will.