Kommentar: Ein Denkmal für den Bürgermeister
Seit Jahren gilt die Stadt als Problemkind in Sachen Feinstaubbelastung. Ein Konzept für die Zukunft muss also her. Die Machbarkeitsstudie der Holding Graz legt nahe, dass eine U-Bahn die beste Lösung für das Verkehrschaos in der Landeshaupstadt ist. Das sieht auch die Mehrheit der Grazer so: Laut einer Umfrage befürworten 55 Prozent der Befragten das Vorhaben. Es könnte also richtig schnell gehen: Noch vor dem Sommer soll im Gemeinderat ein Grundsatzbeschluss fallen – ab 2030 soll die Metro dann durch Graz rollen. Bei aller Euphorie der Beteiligten gibt es aber noch einen finanziellen Stolperstein. Die Stadt Graz kann die Kosten des 3,3 Milliarden Großprojekts unmöglich alleine stemmen und ist von Finanzierungszusagen von Bund und Land abhängig. Selbst bei einer Drittelfinanzierung würde sich aber der Schuldenberg der Stadt quasi verdoppeln.
Ankündigungspolitik
Zusätzlich werden Stimmen laut, die Bürgermeister Siegfried Nagl unterstellen, er wolle sich mit der U-Bahn nur ein politisches Denk- mal setzen. Ganz falsch dürfte diese Annahme möglicherweise nicht sein. Nach den gescheiterten Projekten Mur- und Plabutschgondel sowie Innenstadt-Tiefgarage und Olympische Spiele, muss der Langzeitbürgermeister endlich eine seiner Visionen zur Realtiät werden lassen, um glaubhaft zu bleiben. Die politischen Gegner halten es da wohl eher wie der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmid, der den Satz „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“, prägte.