Kommentar: Das Eiernockerl-Drama
Manche Lokale haben an diesem Tag Eiernockerl mit grünem Salat auf ihrer Mittagskarte. Einige wenige verlangen für dieses Gericht dann auch noch 8,80 Euro. So weit, so unspektakulär, möchte man meinen. Weit gefehlt: Dabei handelt es sich nämlich um eine Hommage an Adolf Hitler, dessen Leibspeise besagte Eiernockerl waren. Das könnte natürlich ein blöder Zufall sein. Wäre da nicht der Preis. In rechtsextremen Kreisen wird der bekannte Diktatorengruß „Heil Hitler“ gerne mit der Zahlenfolge „88“ getarnt. In Kombination kann man den Wirten also getrost Absicht unterstellen. Es kann sich dabei auch um eine unglückliche Verkettung von Zufällen handeln. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Der böse Wolf
Diese merkwürdige Verkettung von unglücklichen Zufällen ist vergangene Woche auch ZIB2- Anchorman Armin Wolf aufgefallen. Auf Twitter outete er einige Wiener Lokale und erntete – so wie auch wir in unseren Facebook-Kommentaren – einen gehörigen Shitstorm. Sie merken, jetzt beginnt das Drama. Wenn man sich die Beiträge durchliest, kommt man unweigerlich zu einigen Erkenntnissen: Eiernockerl sind die Lieblingsspeise von mindestens 117 Prozent der Österreicher, für viele Österreicher endete der Geschichtsunterricht viel zu früh und, wie der Volksmund gerne sagt, unter Hitler war auch nicht alles schlecht. Oder, wie von Armin Wolf zusammengefasst: „Er isst wieder da.“ Für einen Wirt endete die Eiernockerl-Geschichte dann doch in einem Krimi. Er musste sich mit Morddrohungen auseinandersetzen – auch vermeintlich Linke können Volltrottel sein.