Direkt zum Inhalt
Markus Flicker

Gegen den Hass: Schluss mit Bodyshaming

29.03.2021 um 10:03, Teresa Frank
min read
Egal ob zu dünn oder zu dick, zu groß oder zu klein – negative Kommentare zu seinem Äußeren muss sich wohl jeder einmal anhören. Wie man sich dagegen wehrt, weiß Sarah Bauernhofer von der Organisation „Von Mama zu Mama – Oststeiermark“.

Warum regt sich eigentlich jemand anderes darüber auf, wie ich aussehe“, diese Frage beschäftigt Sarah Bauernhofer schon seit langem. Bereits in der Schulzeit wurde sie gefragt, ob sie Bulimie hätte, nur weil sie ein bisschen abgenommen hatte. Erst vor einigen Wochen riet ihr eine Freundin, sich doch falsche Wimpern zuzulegen, weil ihre eigenen „hässlich“ seien. „Ich habe mir dann tatsächlich falsche Wimpern gekauft. Plötzlich ist mir aufgefallen, wie blöd das eigentlich ist. Ich bin normalerweise selbstbewusst und weiß, dass ich schöne Naturwimpern habe. Trotzdem habe ich mich so verunsichern lassen, dass ich mich verändern wollte“, erinnert sie sich.

Viele Erfahrungen

Dieser Moment war für Sarah das ausschlaggebende Element, sich gegen solche Tendenzen einzusetzen. Sie teilte diese Erfahrung in der Facebook-Gruppe und stieß auf unglaubliche Resonanz. „Eine der Mütter unserer Gruppe traut sich seit 12 Jahren nicht ins Schwimmbad, weil sie sich so wegen ihres Bauches schämt. Das muss man sich einmal vorstellen“, erklärt Sarah. Besonders als Mutter muss man sich viel anhören. „Wenn man einige Tage nach der Geburt noch einen dickeren Bauch hat, wird man gleich gefragt, ob das Baby denn überhaupt schon da sei. Und da wundert sich noch einer, wieso man in eine Wochenbettdepression rutschen kann“, erzählt die Oststeirerin.

Frauen gegen Frauen

Abschätzige Kommentare und Anfeindungen wie diese kommen aber weniger von Männern – wie man vielleicht vermuten möchte – sondern in erster Linie von Frauen. „Ein Mann geht nicht so in die Tiefe. Er bewertet vielleicht Hintern oder Brust, ihm würde aber ein kleiner Pigmentfleck auf der Haut vermutlich nicht auffallen und er würde ihn schon gar nicht so bösartig kommentieren“, erklärt Sarah. Frauen hingegen weisen oft auf den kleinsten Makel anderer hin. Warum eigentlich? Bauernhofer glaubt, das habe mit eigenen Unsicherheiten zu tun: „Jemand, der solch abschätzige Kommentare von sich gibt, will meist einfach von sich selbst ablenken. Der fühlt sich dann besser, weil er jemand anderen runtergemacht hat.“

Fotokampagne

Mit der Fotokampagne SCHLUSSDAMIT wollen Sarah und die oststeirischen Mamas diesen Abwertungen entgegenwirken. In den Bildern stehen die Frauen zu ihren „Makeln“ und zeigen sich selbstbewusst in der Öffentlichkeit. Dass die Kampagne den Nerv der Zeit getroffen hat, merkt Sarah an dem enormen medialen Interesse. „Verschiedenste Medien haben mich zu dem Thema kontaktiert. Unzählige Betroffene haben dadurch den Mut gefunden, über ihre Erlebnisse zu sprechen. Drei Tage lang habe ich nur mit anderen Frauen telefoniert, die mir von ihren Erfahrungen erzählt haben“, erinnert sich Sarah. Auf die Frage, ob es den Frauen viel Überwindung gekostet hat, sich so vor der Kamera zu zeigen, antwortet Sarah: „Eigentlich gar nicht! Wir kennen uns ja alle schon eine Zeit lang und jede der Frauen hat großes Vertrauen in mich und den Zweck hinter dieser Sache.“ Haters gonna hate. Nicht alle Reaktionen auf die Fotokampagne waren positiv. Auch Hasskommentare, wie „Speckrollen und hängende Brüste sind einfach nicht sexy“ oder „so wirst du aber keinen Mann finden“ sieht man unter den Bildern. Verunsichern lassen sich Sarah Bauernhofer und ihre Damen dadurch aber nicht: „Das zeigt genau, warum wir das eigentlich machen. Mit unserer Kampagne stehen wir für die Überzeugung ein, dass sich niemand für seinen Körper zu schämen braucht. Wir konzentrieren uns lieber auf das positive Feedback als auf solche blöden Sprüche einzugehen!“

more