AMA-Hof: Blutverschmierte Schweine fressen sich gegenseitig
WARNUNG: Dieser Artikel enthält Bilder, die verstörend wirken können!
Zitternd liegt ein Schwein in einer engen Bucht auf einem verdreckten Vollspalten-Betonboden. Hinter ihm beißen blutverschmierte Artgenossen in den herausquellenden Mastdarmvorfall des Tieres, Hautfetzen hängen aus der Wunde. Es sind grausame Bilder, die auf Aufnahmen zu sehen sind, die dem Verein gegen Tierfabriken (VGT) zugespielt wurden. Betreiber der Anlage soll ein hoher Funktionär der Schweinebranche sein, dessen "Hof" das AMA-Gütesiegel trägt.
Betreiber ist Styriabrid-Aufsichtsrat
Die drastischen Szenen stammen laut VGT aus einer riesigen steirischen Vollspaltenbodenmast. Verantwortlich für diese Schweine ist ein Aufsichtsrat der Styriabrid, dem größten steirischen Vermarkter, Berater und Serviceanbieter für Schweinebetriebe. Eigenen Angaben zufolge vertritt Styriabrid mehr als die Hälfte der steirischen Schweinebauern – das sind immerhin über 1.200 Betriebe. Der VGT hat gegen den mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeichneten Betrieb, Anzeige erstattet.
Grausames Tierleid bei Schweinen
Die oben beschriebenen Kannibalismusszenen sind nicht das einzige Leid, das Schweine in diesem Betrieb ertragen müssen. Fotos und Videomaterial zeigen unter anderem ein Tier mit einem fußballgroßen Abszess am Hals. In einer anderen Bucht liegen gleich mehrere kranke und verletzte Tiere: Ein weiteres Schwein mit Mastdarmvorfall, ein stark humpelndes Tier mit Gelenksveränderungen und offenen Wunden. Ein anderes leidet an einem prall gefüllten "Blutohr", mehrere Schweine weisen Nekrosen und Verletzungen an den Ohrspitzen auf. "Dass diese grauslichen Szenen in einem Stall eines hohen Funktionärs der Styriabrid passieren, macht deutlich, wie verdorben das System 'Vollspaltenboden' wirklich ist", ist VGT-Campaigner David Richter schockiert.
Das Tierleid in diesem Stall ist brutal. Die Haltung auf Vollspaltenboden trägt enorm dazu bei. Selbst die Tiere in der vermeintlichen 'Krankenbucht' müssen auf den Betonspalten leben.
VGT fordert Verbot von Vollspaltenböden
Noch vor der kommenden Nationalratswahl müsse laut VGT eine Entscheidung über die Vollspaltenböden für Schweine fallen. Mit der von der ÖVP vorgeschlagenen Lösung einer Neufassung können sich die Tierschützer nicht anfreunden. "Auch eine Bucht, die auf einem Drittel des Bodens weniger Spalten aufweist, ist ein Vollspaltenboden", heißt es in einer Aussendung. Viel wichtiger seien Liegeflächen, die tief mit Stroh eingestreut sind.
AMA reagiert
AMA hat laut Informationen der APA am Dienstag von den Missständen erfahren und bestätigt, dass der Betrieb das Gütesiegel trägt: "Um uns selbst ein Bild von der Lage der Tiere zu machen, haben wir sofort eine unangekündigte Kontrolle zum Betrieb geschickt. Uns wurde vom Betriebsleiter und vom Amtstierarzt bestätigt, dass es sich bei dem Tier mit der blutenden Wunde um eine akute Verletzung gehandelt hat." Das Tier sei am nächsten Morgen ordnungsgemäß separiert und in Folge vom Tierarzt operiert und behandelt worden. "Grundsätzlich ist zu sagen, dass wir bei Regelverstößen eine Null-Toleranz-Policy verfolgen. Darum wurde dem Betrieb bis zur Abklärung der weiteren Details und der notwendigen Schritte vorsorglich die Lieferberechtigung in das AMA-Gütesiegel entzogen." Die Geschäftsführung der Styriabrid war für die APA vorerst für keine Stellungnahme erreichbar.
