Frage der Woche: Ist der Immo-Leerstand in Graz ein Problem?
Mario Eustacchio, Bürgermeister-Stellvertreter und Wohnbaustadtrat
Hohe Mietpreise sind eine große Belastung. Als Stadt Graz steuern wir hier mit leistbaren Gemeindewohnungen entgegen. Mehr als 11.000 städtische Wohnungen sind es bereits – alleine in dieser Regierungsperiode kommen rund 600 neue hinzu. In diesem Bereich gibt es praktisch keinen Leerstand. Wird eine Wohnung frei, wird sie innerhalb kürzester Zeit auf Vordermann gebracht und wieder vermietet.
Nikolaus Lallitsch, Geschäftsführer Raiffeisen Immobilien
In Graz sind aktuell rund 2.000 Eigentumswohnungen und 4.000 Mietwohnungen auf dem Markt. Das ist bei ca. 160.000 Haushalten zwar ein markanter, aber kein besorgniserregender Leerstand. Die rege Neubautätigkeit bewirkt, dass die Preise trotz des starken Zuzugs nicht „durch die Decke“ gehen. Wer zu akzeptablen Konditionen vermietet, findet in der Landeshauptstadt nach wie vor dankbare und verlässliche MieterInnen.
Martina Haas, Geschäftsführerin GWS
Konzept der GWS ist es, leistbaren Wohnraum für den tatsächlichen Bedarf zu bauen und die langfristige Entwicklung der Betriebskosten mitzudenken. Daher haben wir in Graz – abgesehen von der normalen Fluktuation – Vollauslastung. Sanierung und Aufwertung von Wohnungen werden immens wichtig: Wir haben zuletzt 300 Wohnungen in Graz, zusätzlich zur thermischen Sanierung, mit Balkonen ausgestattet.
Heidi Stelzer, Geschäftsführerin Immo Circle
Aktuell ist der Leerstand noch kein „Problem“. Durch Corona und die dadurch fehlenden Studenten und Mitarbeiter von international tätigen Unternehmen gibt es zwar einen höheren, aber noch überschaubaren Leerstand. Mit Fertigstellung der Großprojekte, mit zahlreichen Anlegerwohnungen, kann es jedoch zu vermehrten Leerständen kommen. Dies wird vor allem Wohnungen in weniger guten Lagen und mit ungünstigen Grundrissen treffen.
Roland Jagersbacher, Geschäftsführer sREAL Steiermark
Graz ist in den letzten Jahren für institutionelle Großanleger ein Ausweichmarkt von Wien geworden. Daher sind in der Vergangenheit überproportional viele Großprojekte errichtet worden, die als Mietwohnungen auf den Markt kommen. Wir kennen zwar keine offiziellen Zahlen über Leerstehungen, wissen aber, dass sehr viele Wohnungen mittlerweile nicht mehr vermietet werden können, sobald die ersten Mieter wieder ausziehen.
Christian Krainer, Vorstandsdirektor ÖWG
Der Nachfrageboom der letzten Jahre hat viele Bauträger zu Höchstbauleistungen angespornt. „Neue Wohnungen ersetzen altes Angebot und diese Wohnen stehen dann leer“ – ist eine Aussage und Annahme am Markt. Das kann ich für den GBV-Sektor nicht bestätigen. Wohnungen der Gemeinnützigen sind im geförderten Bereich deutlich günstiger als der Markt. Das gilt für Bestandsobjekte gleich wie für den Neubau.