Warum staut es in Linz? Interview Landesrat Günther Steinkellner
weekend: Versinkt Linz objektiv betrachtet wirklich im Dauer-Stauchaos?
Günther Steinkellner: Wenn wir eine rein objektive Betrachtung vornehmen, ist Linz hinter Wien, Graz und Salzburg mit großem Abstand auf Rang vier die Reisezeitverzögerungen betreffend. An jedem Werktag fahren rund 110.000 Arbeitspendler zu ihren Arbeitsplätzen in die Landeshauptstadt. Die Wege, die genutzt werden, müssen natürlich gewartet werden.
weekend: War das Stauchaos durch die Arbeiten auf der Nibelungenbrücke nicht zu erwarten?
Günther Steinkellner: Unglücklicherweise ist das Hobeln ohne Späne noch nicht erfunden. Dass solche Sanierungsmaßnahmen leider zu einer temporären Einschränkung der Leistungsfähigkeit führen, ist unumgänglich. Die Maßnahme an sich ist aber dennoch eine sehr effiziente. Aufgrund der Abnutzung der Schienen müssen die Linz Linien die Schienenauszugsvorrichtungen unbedingt tauschen. Das Land OÖ nimmt den Schienentausch auf der Nibelungenbrücke durch die Linz AG zum Anlass, um die Dehnfugen im Bereich der Schienen zu erneuern. Durch den Schienentausch ist die Zugänglichkeit zur Erneuerung der darunterliegenden Dehnfugen überhaupt erst gegeben. Wir schlagen hier also zwei Fliegen mit einer Klappe.
weekend: Im Herbst 2024 wird es wieder zu Arbeiten auf der Nibelungenbrücke kommen. Was erwartet da die Linzer?
Günther Steinkellner: Ab Herbst 2024 soll mit der neuen Westringbrücke die vierte Querung über die Donau zur Verfügung stehen. Dadurch wird die Nibelungenbrücke um täglich rund 20.000 Fahrzeuge entlastet.
weekend: Wie geht es dann weiter?
Günther Steinkellner: Die weiteren Bauabschnitte 2 und 3, also der Tunnelbau Freinberg und der Lückenschluss zur A7 Mühlkreisautobahn, werden auf voraussichtlich Ende 2031 prognostiziert.
weekend: Welches „Öffi-Projekt“ ist derzeit aus Ihrer Sicht das wichtigste?
Günther Steinkellner: Das essenzielle Jahrhundert-Projekt ist der Bau der Regional-Stadtbahn. Die Mühlkreisbahn wird dabei als neue S-Bahnlinie zum Hauptbahnhof durchgebunden. Das S-Bahnnetz wird darüber hinaus mit der neuen Linie S7 via dem Knotenpunkt Urfahr Ost, auf Höhe des Gasthauses Lindbauer und über die JKU in Richtung Gallneukirchen Pregarten führen. Derzeit läuft ein intensiver Planungsprozess der vom innerstädtischen Kern über die Stadtgrenze hinaus in die Region ausgedehnt wird. Der nächste große Schritt ist die Ausschreibung des Vorprojekts Gallneukirchen-Pregarten mit dem im Frühjahr 2024 begonnen werden soll.
Zur Person:
Günther Steinkellner ist als Landesrat für Infrastruktur unter anderem für den Brückenbau im OÖ. Landesstraßennetz zuständig und damit auch für die Durchführung von Wartungsarbeiten.