Kommentar: Experten auf Abwegen
„Ich kann das Wort Experte nicht mehr hören!“ In den finstersten Corona-Zeiten ist dieses Zitat aufgrund serienweiser Fehleinschätzungen (selbst)ernannter Fachleute zum geflügelten Wort geworden. Eine derartige Assoziation drängte sich in Zusammenhang mit dem Verkehrstod eines 13-jährigen E-Scooter-Fahrers auf. Da meinte ein Verkehrssachverständiger nämlich im Kontext mit dem Unfall in einer TV-Sendung: „Wir brauchen einen massiven Radwegausbau. Diese müssen breiter werden, damit eine reibungsfreie Coexistenz von Scooter- und Radfahrern gewährleistet ist.“ Man fragt sich angesichts dieser dem Hausverstand widerstrebenden Situationseinschätzung, für welche Form von Verkehr dieser Mann wohl Spezialist ist.
Das jüngste Drama hat uns einmal mehr vor Augen geführt, dass E-Scooter kein Kinderspielzeug, sondern ein Verkehrsmittel sind, für deren Betrieb man weitreichendere Grundvorausetzungen erfüllen muss. Und dass es verbindlicher und klarer Regularien bedarf, wer wo unter welchen Bedingungen mit einem E-Scooter fahren darf. Das weiß jeder, der schon einmal gesehen hat, wie Pubertierende in der Fußgängerzone Passanten um die Ohren oder über die Füße fahren. Im Extremfall zu dritt auf einem Trittbrett, mit Karacho, dafür aber ohne Helm oder Versicherung. All das muss Vorrang vor der Schaffung von Scooter-Pisten haben.