Drohnen ergänzen Rot-Kreuz-Einsätze in Oberösterreich
Eine an Demenz erkrankte Person wird vermisst, ein Zugunglück an der Westbahnstrecke forderte viele Verletzte, ein abgestürzter Wanderer liegt in einem schwer zugänglichen Gebiet und ein Festivalgast brach mitten in einer unüberschaubaren Menschenmenge zusammen. Um Menschen im Fall der Fälle schnellstmöglich zu helfen, setzt das OÖ. Rote Kreuz als österreichweit erster Rotkreuz-Landesverband Drohnen ein. Technik hilft, den Überblick zu behalten und erweitert die Perspektive im Einsatzfall.
Oberösterreich als Vorreiter
25 Personen engagieren sich freiwillig in der Drohnen-Einheit des OÖ. Roten Kreuzes. Mit modernster Technik unterstützen sie die landesweit größte humanitäre Hilfsorganisation bei ihrer Aufgabe, Menschen zu helfen. Die Einsatz-Szenarien sind vielfältig: Dazu zählen die Lageerkundung bei Großschadensereignissen, die Suche nach verletzten, erkrankten oder hilfebedürftigen Personen, die Unterstützung von Rettungseinsätzen an schwer zugänglichen Orten und Hilfe bei der sanitätsdienstlichen Betreuung von Großveranstaltungen im Rahmen von Ambulanzdiensten.
Die Bilder von Drohnen vermitteln einen guten Überblick und erweitern die Perspektiven. Das hilft beim Erstellen von Lagebildern bei Großeinsätzen sowie großflächigen Katastrophen, wie z.B. Hochwässer oder Erdbeben. „Damit verfügen wir als erster Landesverband über eine solche Einheit und nehmen damit eine Vorreiterrolle ein“, freut sich OÖ. Rotkreuz-Präsident Dr. Aichinger Walter.
Bisher fünf Einsätze
Die Mitarbeiter kommen aus allen Teilen Oberösterreichs. „Das hat wesentliche Vorteile. Sie sind überall rasch vor Ort und können ihre regionalen Fachkenntnisse direkt einbringen“, erklärt Landesrettungskommandant Reinhard Schmidt. Ihre Drohnen-Ausbildung ist umfangreich. Sie umfasst nach Sammlung von Einsatzerfahrung im Rettungs- und Katastrophenhilfsdienst und Führungsausbildungen im OÖ. Roten Kreuz, den Abschluss eines Fernpilotenzeugnisses der Austro Control, einer bundesweit und organisationsübergreifenden einheitlichen Drohnen-Ausbildung, rotkreuzinterne, einsatztaktische Schulungen und eine umfassende Flugpraxis.
Die Projektplanung startete im Juli 2017 - im Einsatz stehen die Drohnen-Teams nach Abschluss der Testphase seit 5. März 2022. Die erste Alarmierung erfolgte gleich drei Tage danach. Es war ein Sucheinsatz bei Nacht und Minusgraden in Zwettl/Rodl (Bez. Urfahr-Umgebung). Ein gemeinsamer Einsatz aller Organisationen wie z.B. Suchhundestaffeln, Flugpolizei und zwei Feuerwehr-Drohnen fand am Gründonnerstag (14. April) in Ostermiething statt. „Der Sucheinsatz dauerte 12 Stunden. Bis dato hatte die Drohneneinheit fünf Einsätze“, berichtet Schmidt. Die Drohnen-Einheit wird vom Einsatzleiter angefordert bzw. automatisch bei allen Sucheinsätzen der Suchhunde-Staffeln alarmiert. Drohnen sind eine wichtige Ressource im Einsatzfall und liefern relevante Informationen für Einsatzleiter.
Multicopter-Drohnen mit hochauflösenden Kameras erweitern Blickwinkel
Aktuell hat das OÖ. Rote Kreuz zwei verschiedene Rotkreuz-Drohnen im Einsatz. Diese sind nicht mit gängigen Hobbygeräten vergleichbar. Die Drohnen verfügen über hochauflösende Kameras, Wärmebild und Laser-Messtechnik, Scheinwerfer und Lautsprecher. Im Ernstfall starten sie auch in der Dunkelheit oder bei widrigen Witterungsverhältnissen. Sie sind einsetzbar, solange ein sicherer Flug auf Sicht möglich ist. Eine laufende Risikoanalyse zum Flug und die intensive Kommunikation ist wesentlicher Bestandteil jedes Drohnen-Einsatzes. Derzeit hat das OÖ. Rote Kreuz die gesamte Drohnen-Technik in Linz stationiert. Weitere regionale Stützpunkte sind derzeit in Planung.