Afrika in Krems
Die Kunsthalle Krems versammelt in der Gruppenausstellung „The New African Portraiture. Shariat Collections“ (bis 10. April 2023) mehr als 20 führende figurative Künstler afrikanischer Herkunft. Sie nehmen den afrikanischen Kontinent und die Diaspora in den Blick und setzen sich mit komplexen Fragen der Identität, Ästhetik und Kunstgeschichte auseinander. Florian Steininger, künstlerischer Direktor der Kunsthalle Krems, betont: „Zentrales Anliegen der Ausstellung in der Kunsthalle Krems ist es, das ,Schwarze Porträt‘ in der zeitgenössischen afrikanischen Malerei, als Zeichen für Black Identity, ins Rampenlicht zu rücken.“
„The New African Portraiture. Shariat Collections“ ist die erste Ausstellung über zeitgenössische afrikanische figurative Malerei in Europa. „Mit Ekow Eshun ist es uns gelungen, eine Koryphäe der afrikanischen Gegenwartskunst als Kurator für diese Ausstellung zu gewinnen. Sein Schwerpunkt liegt auf Porträtfotografie und Malerei“, so Steininger. Eshun hat familiäre Wurzeln in Ghana. Auffallend ist, dass die Werke überwiegend in den letzten drei Jahren entstanden sind.
Neue afrikanische Porträtkunst
Im Westen dominierten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Abstraktion und Konzeptkunst, die Figuration geriet in den Hintergrund. In Afrika hat die figurative Malerei ihre zentrale Rolle immer beibehalten. Im vergangenen Jahrzehnt fand unter afrikanischen Künstlern allerdings ein bemerkenswerter Umschwung statt. Das Figurale bleibt weiterhin zentral, die Herangehensweise zeigt aber zunehmend ein Bekenntnis zu Kühnheit und zum Imaginativen.
Erbe der afrikanischen Figuration
Kurator Ekow Eshun: „Die Ausstellung zeigt die spannende Diversität der Zugänge auf, die Künstler zu dem Erbe der afrikanischen Figuration finden.“ So feiert etwa Millicent Akweley ihr ghanaisches Erbe mit kraftvollen, von Patchwork inspirierten lebensgroßen Gemälden collagehaften Beiträgen. Die durch Tapetenornamente erweiterten Porträts von Amoako Boafo zeigen selbstbewusste Charaktere in trendiger Kleidung. Cornelius Annor, dessen Werke für die Ausstellung zum Teil während seiner Zeit als Artist in Residence in Krems entstanden sind, liefert evokative Momentaufnahmen des ghanaischen Alltagslebens. Der in Wien lebende Alexandre Diop konstruiert komplexe Assemblagen aus weggeworfenem Material.
Die Ausstellung zeigt eine Reihe jüngerer Künstler, darunter James Mishio aus Ghana oder Josie Love Roebuck aus den USA, Seite an Seite mit älteren Vertretern wie Everlyn Nicodemus und Kimathi Donkor aus dem Vereinigten Königreich oder Basil Kincaid und Christopher Myers aus den USA. Die Schau unterstreicht, wie sich afrikanische Künstler trotz mangelnder staatlicher Finanzierung Möglichkeiten zur Entfaltung schaffen. Die ausgestellten Arbeiten stammen bis auf ein Gemälde, das dem ehemaligen Fußballprofi und TV-Moderator Michael Ballack gehört, aus der Sammlung von Amir und Shahrokh Shariat.